- Janosch feiert am Donnerstag seinen 90. Geburtstag. Der Kinderbuchautor schuf Figuren wie den kleinen Tiger, den kleinen Bären und die Tigerente.
- Er erlebte eine harte Kindheit in Oberschlesien, die sein Werk beeinflusste. Im Kunststudium galt er zunächst als untalentiert.
- Der Illustrator und Autor lebt auf Teneriffa und möchte an seinem Geburtstag nicht gestört werden.
Ein bisschen unnahbar, ein bisschen geheimnisvoll, ein bisschen chaotisch. So gibt sich Janosch schon sein ganzes Leben lang. Ein sympathischer Querulant, ein Eigenbrötler, der seit 40 Jahren auf Teneriffa lebt, viel Zeit in seiner Hängematte verbringt und am liebsten nicht gestört werden möchte. Äußerst schwierig sei es, ein Interview mit Janosch zu bekommen, teilte die "Janosch film & medien AG" mit und sagte die Anfrage unserer Redaktion somit ab.
Auch für seinen 90. Geburtstag macht der Illustrator und Kinderbuchautor keine Ausnahme. Weshalb niemand so genau weiß, wie Janosch seinen Ehrentag verbringen wird. "Der größte Luxus, den ich kenne, ist, kein Telefon zu haben. Das kann sich keiner leisten. Nur ich", zitiert die Janosch AG den Jubilar. Vermutlich wird er in seiner Hängematte liegen, vielleicht Sangria trinken oder Wein.
Dass Janosch so schwer zu erreichen ist, ist sehr schade. Denn er hätte vermutlich viel zu erzählen aus seinem bewegten Leben, über seine Figuren wie den kleinen Tiger, den kleinen Bären oder die Tigerente. Und über sein bekanntestes Werk "Oh, wie schön ist Panama", eines der erfolgreichsten und beliebtesten Kinderbücher überhaupt. Janosch schrieb insgesamt 320 Bücher, diese wurden in 30 Sprachen übersetzt, seine Figuren wurden auf Briefmarken und Flugzeuge gedruckt, seine Werke verfilmt und im Fernsehen gezeigt.
Janoschs Bücher handeln von Freundschaft und Zusammenhalt
"Janosch ist spontan, zugewandt und offen. Er strahlt aus allen seinen Werken Weisheit und ungebändigte Energie aus – auch jetzt noch im Alter – sowie kritische Nachdenklichkeit", beschreibt Ulrich Kypke, Vorstand der Janosch Gesellschaft, den Autor. Für Kypke ist Janosch eine der großen "gesamtkünstlerischen Persönlichkeiten dieser Zeit".
Janoschs Kinderbücher handeln von Freundschaft und Zusammenhalt, sie gewähren einen kindgerechten Blick auf die Herausforderungen des Lebens und das Miteinander. Janoschs Tiger und Bär leben in einer heilen Welt, in einer Idylle, in der alles gut wird, wenn man sich auf andere verlässt. "Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten", lautet die zentrale Aussage des Buches "Oh, wie schön ist Panama".
Tatsächlich steht die Welt des kleinen Tigers und des kleinen Bären im krassen Gegensatz zu Janoschs eigener Kindheit. Horst Eckert, wie Janosch mit bürgerlichem Namen heißt, wurde 1931 in Zabrze geboren, die oberschlesische Stadt gehörte damals noch zum Deutschen Reich und trug den Namen Hindenburg. Die Familie lebte im Piekarska-Viertel in einem baufälligen Haus, Janoschs Vater war schwerer Alkoholiker und verprügelte seinen Sohn manchmal sogar mit einer Peitsche. Janoschs Mutter half ihm nicht, auch sie schlug den Jungen.
Im Studium wird Janoschs Talent zunächst nicht erkannt
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs floh die Familie aus der Stadt, die nun zu Polen gehörte, nach West-Deutschland. Janosch ging aber schnell seiner eigenen Wege. "Ich weiß genau, was ich wollte, als das Leben mit 14 anfing: Ich wollte überleben", sagte er. Dafür arbeitete er zunächst in einer Schlosserei, dann in einer Textilfabrik und begann 1953 ein Kunststudium in München. Die Professoren erkannten sein Talent zunächst nicht, er fiel durch Prüfungen und musste das Studium abbrechen. Erst als er 1956 mit dem Schreiben begann und seine Texte und Zeichnungen in Kinderbüchern kombinierte, stellte sich der Erfolg ein.
Da der Name Horst Eckert zu gewöhnlich klang, riet ihm der Verleger Georg Lentz dazu, seine Bücher unter dem Pseudonym Janosch zu veröffentlichen. Das erste Kinderbuch, "Die Geschichte von Valek dem Pferd", erschien 1960 und war der Beginn seiner erfolgreichen Karriere. Janosch schrieb aber auch ernste Romane wie etwa "Cholonek oder der Liebe Gott aus Lehm". Darin verarbeitete er die Erlebnisse seiner rauen Kindheit in Oberschlesien, die auch seine Kinderbücher beeinflusste. Diese sind nämlich auch deshalb so idyllisch, weil Janosch eine schöne Kindheit nicht vergönnt war.
Janosch schrieb viele seiner Werke unter Alkoholeinfluss
Mit zunehmendem Alter wurde Janosch glücklicher, er machte seinen Frieden mit dem Leben und pflegte sein Image als etwas verschrobener Künstler. Dass viele seiner Werke unter Alkoholeinfluss entstanden sind, verheimlichte er nie. "Was mich selbst angeht, bin ich ein an den Irrsinn grenzender Optimist. Ich glaube, dass für mich alles gut ausgeht, auch wenn es zum Sterben käme, sähe ich darin eine gute Lösung", sagte er mal.
Nun wird also einer der größten deutschen Künstler, ausgezeichnet unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, 90 Jahre alt. Dass niemand so genau weiß, was er an diesem Tag macht, wird ihm wohl gefallen.
Verwendete Quellen:
- Janosch-Gesellschaft.de: Leben und Erkenntnisse
- Spiegel.de: Die Kinderbuchlegende über Sex, Suff und Gewalt
- Welt.de: Der kindliche Ketzer
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