Der DFB und andere Länder liefern sich mit der FIFA einen Machtkampf um die "One Love"-Kapitänsbinden bei der WM in Katar. Gelbe Karten sind als Konsequenz unwahrscheinlich - aber anderer Ärger droht.
Sieben Teams wollen bei der WM in Katar mit einer eigenen Kapitänsbinde spielen. Die Binde zeigt ein buntes Herz und den Slogan "One Love". Die Aktion kommt vom Verband der Niederlande und soll ein Zeichen gegen Homophobie, Antisemitismus und Rassismus und auch für Menschenrechte und Frauenrechte sein. Die FIFA will die Binden verhindern, die Verbände widersetzen sich.
Neuendorf: "Wir bleiben dabei, dass wir mit der Binde auflaufen"
DFB-Präsident Neuendorf traf am Sonntag nach eigenen Angaben gemeinsam mit den anderen beteiligten Verbänden FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura. "Das war eine kontroverse Debatte", sagte Neuendorf in der Sendung "Sportschau Thema". "Wir fanden es sehr befremdlich, dass wir der FIFA schon vor Monaten diese Binde bekannt gegeben hatten und die FIFA darauf nicht reagierte."
Der Weltverband habe weder von einer Erlaubnis noch von einem Verbot gesprochen. Nun habe die FIFA klar gemacht, dass die Binde gegen die Regularien verstoße, so Neuendorf. Im ZDF sagte Neuendorf zudem: "Wir bleiben dabei, dass wir mit der Binde auflaufen. Wir sind hier nicht auf einen Nenner gekommen."
Am Montag (21.11.2022) spielen mit England (14 Uhr gegen Iran), Niederlande (17 Uhr gegen Senegal) und Wales (20 Uhr gegen USA) gleich drei Teams, die die Binde tragen wollen. Auch England bestätigte, dass die FIFA ihr die Binde nicht erlaube. Geldstrafen wolle man hinnehmen, sagten mehrere Verbände. Doch bleibt es dabei oder drohen härtere Konsequenzen?
Spielregeln: Kaum eine Grundlage für eine Gelbe Karte
Auf eine Anfrage der Sportschau, was bei einer Zuwiderhandlung passiert, antwortete die FIFA nicht. Im DFB-Lager war nach Informationen der Sportschau ein Thema, ob Gelbe Karten drohen könnten - nach einer zweiten Verwarnung wäre Kapitän Manuel Neuer gesperrt. Für eine Gelbe Karte spricht in den Spielregeln jedoch praktisch nichts.
In Regel 4 sind "politische, religiöse oder persönliche Slogans, Botschaften oder Bilder" verboten. Ein buntes Herz mit der Aufschrift "One Love" ist dort nur schwer einzusortieren. Im Gegenteil, denn weiter in Regel 4 heißt es ausdrücklich, dass "Slogans/Embleme von Initiativen zur Förderung von Fußball, Respekt und Integrität" zulässig sind. Strafbar seien Slogans dann, wenn sie "anstößig, beleidigend, schmähend, provozierend, höhnisch oder aufhetzend" sind. Schiedsrichter beim für das Thema ersten relevanten Spiel zwischen England und Iran ist der Brasilianer Raphael Claus.
WM-Regeln: FIFA stellt die Binden
Ein anderer Hebel für die FIFA sind ihre eigenen WM-Regularien - die nicht im Wirkbereich der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter liegen und dementsprechend auch keine Gelben Karten nach sich ziehen können. Dort steht, dass die FIFA die Kapitänsbinden generell stellt und diese zwingend zu benutzen sind. Darauf wies auch FIFA-Präsident Gianni Infantino bei seiner viel beachteten Pressekonferenz am Samstag hin: "Wir haben klare Regeln für die Kapitänsbinden - sie werden von der FIFA gestellt."
In den WM-Regularien heißt es, dass Verstöße "von der FIFA-Disziplinarkommission gemäß FIFA-Disziplinarreglement behandelt werden". Die Disziplinarkommission könnte von einer Ermahnung bis zu einer Sperre als härteste Sanktion viele Strafen gegen die Kapitäne aussprechen. Ein mögliches Hindernis: Spieler wie Virgil van Dijk, Harry Kane oder Manuel Neuer wegen falscher Kapitänsbinden zu sperren, wäre in der Öffentlichkeit schwierig zu begründen.
DFB & Co gegen FIFA - Machtkampf in vollem Gange
Erst zwei Tage vor dem Turnier erklärte die FIFA, wie die von ihr bereitgestellten Kapitänsbinden aussehen sollen. "Fußball vereint die Welt" steht zu Turnierbeginn auf den Binden der FIFA, im weiteren Turnierverlauf kommen weitere Mottos wie #NoDiscrimination ("keine Diskriminierung") zum Einsatz. Die Vielzahl von Mottos lässt "One Love" wie eines von vielen aussehen.
Die FIFA-Kapitänsbinde mit der Aufschrift "Football Unites the World"
Ein Machtkampf ist also in vollem Gange. Und könnte sich im Stadion sogar vor dem Anpfiff zuspitzen. Die Ausrüstungsregularien der FIFA, die es auch noch gibt, verbieten in allen Bereichen des Stadions das Tragen von Ausrüstungsgegenständen, die nicht von der FIFA genehmigt sind. Offizielle des Weltverbands könnten also schon vor dem Spiel versuchen, sich die Binden aushändigen zu lassen. Zudem gibt es am Tag vor dem Spiel organisatorische Treffen, in denen zwischen Teams und FIFA die Spielkleidung und alle Ausrüstungsgegenstände abgeklärt werden.
Spielrunde | Motto |
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1. Spieltag | #FootballUnitesTheWorld |
2. Spieltag | #SaveThePlanet |
3. Spieltag | #ProtectChildren und #ShareTheMeal |
Achtelfinale | #EducationForAll und #FootballForSchools |
Viertelfinale | #NoDiscrimination |
Halbfinale | #BeActive und #BringTheMoves |
Endspiel/3. Platz | #FootballUnitesTheWorld |
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