Kai Havertz wurde von Julian Nagelsmann als Linksverteidiger eingesetzt. Für den Profi des FC Arsenal ist die Situation allerdings nicht neu. Schon unter Joachim Löw wurde er einst auf einer Position aufgestellt, die relativ neu für ihn war. SPOX hat weitere DFB-Kicker gefunden, die einst fremd auf ihrer Position waren.
Spieler auf fremder Position? Kai Havertz ist damit beim DFB-Team längst nicht allein. Ob bei der WM 2014 oder bei Europameisterschaften: Die Nagelsmann-Vorgänger Joachim Löw und Hansi Flick waren ebenfalls sehr experimentierfreudig. Hier kommen ein paar Beispiele.
Kevin Volland
Bei der Europameisterschaft versuchte Joachim Löw 2021 nochmal alles, um sich vernünftig als Nationaltrainer zu verabschieden. Auch eine besondere Rolle für Kevin Volland war Teil der Versuche. In der Schlussphase des Auftaktspiels gegen Frankreich wurde der ehemalige Leverkusener als Linksverteidiger eingewechselt.
"Das war ja nur für ein paar Minuten, das Spiel war ohnehin fast zu Ende", relativierte Volland im Interview mit SPOX und GOAL damals selbst: "Der Trainer wollte einen offensiven Linksverteidiger bringen. Als Spieler nimmst du das selbstverständlich an und versuchst, dein Bestes zu geben, auch wenn es nicht deine Hauptposition ist." Eine große Karriere als Außenverteidiger war ihm nicht vergönnt, dafür war er der Protagonist vieler Memes im Internet.
Bastian Schweinsteiger
So richtig fremd war ihm die Position als Außenstürmer nicht. Doch irgendwann im Verlauf seiner Jugendkarriere, in der er vornehmlich als Mittelfeldspieler eingesetzt wurde, entschied man sich, ihn außen zu bringen. Beim DFB sorgte er dort für frischen Wind, spielte jahrelang im linken oder rechten Mittelfeld, ehe Louis van Gaal beim FC Bayern die folgenreiche Entscheidung traf, ihn auf die Sechs zu beordern. Dort wurde Schweinsteiger nach vielen Jahren der Kritik auch beim DFB zum Führungsspieler.
Jérôme Boateng
Außenverteidiger waren im deutschen Fußball häufig ein rares Gut. Außer Philipp Lahm gab es dort in der jüngeren Vergangenheit nur wenige Spieler auf hohem Niveau. Schon bei der EM 2012 musste Löw damals improvisieren.
Seine Lösung: Jérôme Boateng als Rechtsverteidiger. Der Bayern-Profi überzeugte auf ganzer Linie, stellte sogar Portugals Superstar Cristiano Ronaldo kalt. Boatengs Zukunft lag dennoch in der Innenverteidigung.
Benedikt Höwedes
Zwei Jahre später dachte sich Löw nach dem erfolgreichen Projekt Boateng, dass er es mit einer Viererkette aus lauter Innenverteidigern probieren will. Mit Teilerfolg!
Benedikt Höwedes verteidigte bei der WM 2014 auf der linken Seite und war dort sogar einer der stärksten Spieler des Turniers. Der Schalker räumte ab und sorgte offensiv bei vielen Standards für Gefahr. An ihm gab es kaum ein Vorbeikommen.
Shkodran Mustafi
Etwas ambivalenter sahen die über 80 Millionen Bundestrainer die Rolle von Shkodran Mustafi in eben jener Viererkette 2014 in Brasilien. Der etatmäßige Innenverteidiger spielte rechts hinten. Da Löw auf dieser Position aber Lahm im Kader hatte, war das Unverständnis für diese Entscheidung groß. Mustafi spielte weder schlecht noch außerordentlich gut. Gegen Algerien verletzte er sich aber und so erledigte sich die Debatte von selbst.
Philipp Lahm
Lahm wollte Löw 2014 nicht rechts hinten haben, weil er ihn im Mittelfeld sah. Wer das wiederum kritisch sah, musste sich bei Pep Guardiola beschweren. Der Katalane hatte Lahm beim FC Bayern mehrfach auf der Sechs eingesetzt. Das Problem nur: In München gab es Rafinha, beim DFB ... niemanden.
Im Mittelfeld hatte der Bundestrainer dafür ein theoretisches Überangebot zur Verfügung. Zur Verteidigung von Löw muss allerdings auch angeführt werden, dass Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger mit Fitnessproblemen ins Turnier gingen. Vielleicht also gar nicht so schlecht, dass Lahm im Zentrum begann. Nach dem Algerien-Krimi rückte er zurück auf seine Stammposition und trug seinen Teil zum WM-Titel bei.
Joshua Kimmich
Wer Lahm sagt, muss auch Kimmich sagen. Noch heute gibt es eine lebhafte Debatte darüber, was genau Joshua Kimmich jetzt eigentlich ist: Sechser oder Rechtsverteidiger? Ausgebildet wurde er im Mittelfeld. Bei den Bayern spielte er unter Guardiola sowohl Innen- als auch Rechtsverteidiger. Auch beim DFB spielte er zunächst sehr oft als Rechtsverteidiger.
Die Vorwürfe waren übrigens dieselben wie heute: Zu offensiv, kümmert sich zu wenig um die Defensive, will zu viel. Womöglich muss ihn bald jemand als Flügelstürmer testen. Wie sieht's aus, Herr Nagelsmann?
Mesut Özil
Flügelstürmer ist auch schon das Stichwort. Für Mesut Özil war die Rolle als linker Außenspieler keine komplett neue. Dennoch hat der Weltmeister von 2014 seine Stärken eher im Zentrum, wo er das Spiel als klassischer Zehner so gestalten konnte, wie nur wenige andere in seiner Generation. Dort gab es allerdings Thomas Müller - und der spielte bekanntlich auch unter Löw immer.
Weil Löw aber gleichzeitig ein großer Özil-Fan war, stellte er ihn eben links auf. Ein Problem für den ehemaligen Bremer: Höwedes war ein eher defensiv ausgerichteter Linksverteidiger. Viel Unterstützung bekam er also nicht. Trotzdem spielte Özil eine gute WM.
Nico Schlotterbeck
Das letzte große Experiment auf der Linksverteidiger-Position vor Kai Havertz: Nico Schlotterbeck. Bei der 1:4-Niederlage gegen Japan im September wurde der BVB-Profi von Hansi Flick dort eingesetzt. Für den 23-Jährigen war die Auswechslung in der zweiten Halbzeit eine Erlösung.
Schlotterbeck erwischte einen rabenschwarzen Tag, verschuldete zwei Gegentore und beinahe ein drittes. Ganz neu war die Position für ihn aber nicht. Vereinzelt spielte er zuvor schon als Linksverteidiger - beispielsweise beim 1:1 gegen Spanien bei der WM, als der gelernte Innenverteidiger für David Raum eingewechselt wurde.
Kai Havertz und die vermeintlich falschen Neuner
Für Kai Havertz ist das Linksverteidiger-Experiment keine gänzlich neue Erfahrung. In der Vergangenheit wurde er im Zuge der fehlenden echten Neuner häufig als Stürmer eingesetzt. Damit war der talentierte Offensivspieler beim DFB nicht allein.
Serge Gnabry, Thomas Müller, Mario Götze - die Liste an Spielern, die als Mittelstürmer ausprobiert wurden, ist lang. In Deutschland oft als "falsche Neun" betitelt, spielten diese Spieler aber oft eher eine "echte Neun" und nicht in der abkippenden Rolle, die einst Lionel Messi so erfolgreich bekleidete.
Erfolgreich war das alles nicht und so ist man beim DFB mittlerweile zufrieden, dass es immerhin Niklas Füllkrug gibt.
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