Knapp eine Dreiviertelstunde läuft die Sendung. Ob Bayer Leverkusen, das am Samstag mit einem Tor in der Nachspielzeit für den 1:0-Sieg beim FC Augsburg gesorgt hatte, das Zeug dazu habe, am Ende der Saison auch ganz oben zu stehen, ist zu Beginn die große Frage beim „Doppelpass“ am Sonntagmorgen bei Sport1.
Nils Petersen, jahrelang Stürmer beim SC Freiburg, ist zu Gast. Auch Friedhelm Funkel, der u.a. den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt trainiert hat, ist da – und Stefan Effenberg. Der frühere Bayern-Profi, der die Münchner 2001 zum Champions-League-Sieg geführt hat, ist seit Jahren als Experte bei Sport1 und in aller Regelmäßigkeit im „Doppelpass“ dabei.
Als das Thema Leverkusen durch ist, werden Bilder vom Freitagabend gezeigt – aus der Arena in München, wo die Bayern gegen Hoffenheim spielten (3:0) und wo vor dem Anpfiff Franz Beckenbauer gedacht wurde. Beckenbauer, der als Spieler, Trainer und Präsident zur Legende bei den Bayern wurde, war am vergangenen Sonntag gestorben.
Markus Hörwick, ebenfalls zu Gast beim „Doppelpass“ am Sonntag und mehr als 30 Jahre Pressechef bei den Bayern, wird von Moderator Florian König auf Beckenbauer angesprochen. Hörwick spricht in höchsten Tönen über den Weltmeister von 1974 (als Spieler) und 1990 (als Teamchef) – und macht dann aber auch seinen Ärger über den Umgang mit Beckenbauer in der sogenannten Sommermärchen-Affäre Luft.
„Er war der beste Außenminister Deutschlands“, sagt Friedhelm Funkel
Als Hörwick fertig ist, spricht König dann Effenberg an. Der ehemalige Nationalspieler, der von 1990 bis 1992 und von 1998 bis 2002 bei den Bayern gespielt hat und Beckenbauer gut kannte, ist sofort angefasst. Moderator König will vom früheren Kapitän der Bayern wissen, welche Bedeutung Beckenbauer für ihn persönlich hatte. Effenberg ist tief bewegt und kann zunächst nicht antworten.
Nach ein paar Sekunden setzt Effenberg an: „Er war ein großartiger Mensch...“ Daraufhin muss er den Satz abbrechen. Er ringt um Worte. Die Gefühle übermannen den 55-Jährigen. Effenberg kommen die Tränen. Er steht auf und verlässt die Runde. Er geht vorbei an einigen Zuschauern und begibt sich in einen Nebenraum des Hilton-Hotels am Münchner Flughafen, aus dem die Sendung übertragen wird.
Die Sendung läuft weiter. Friedhelm Funkel spricht. Er sagt, Beckenbauer sei der beste Außenminister Deutschlands gewesen. „Was er für Deutschland getan hat“, so der Coach, „ist mit Worten nicht zu beschreiben.“ Nach knapp 25 Minuten und einem Werbeblock kehrt Effenberg wieder zurück in die Sendung. WELT-Redakteur Julien Wolff, der direkt neben Effenberg saß: „Stefan Effenberg war sichtlich ergriffen. Er kannte Franz Beckenbauer seit langer Zeit – und es war spürbar, wie ihn der Tod auch eine Woche danach noch bewegt.“
Am Freitag wird es eine große Gedenkfeier mit zahlreichen Ehrengästen aus Politik, Kultur und Sport sowie zahlreichen Weggefährten in der Allianz Arena geben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird teilnehmen und eine Rede halten. Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird dann in München dabei sein.
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