Auf den Jubel folgte die Ernüchterung. Nach doppelter Schützenhilfe von Island und Frankreich stand bereits im Vorfeld der Partie von Deutschland gegen Kroatien fest, dass das DHB-Team erstmals seit acht Jahren wieder im Halbfinale einer Europameisterschaft stehen wird. Die Euphorie konnte man allerdings nicht in das sportlich unbedeutende letzte Hauptrundenspiel nehmen.
"Wir sind im Halbfinale, aber vielleicht haben wir uns davor zu viel damit beschäftigt und im Kopf abgeschaltet", sagte Spielmacher Juri Knorr nach der deutlichen 24:30-Niederlage gegen die zuvor bereits ausgeschiedenen Kroaten: "Das tut mir und uns allen extrem weh." Das sei "nicht die Mentalität" gewesen, "mit der wir heute spielen wollten, aber wir haben es nicht besser gemacht". So könne man "nicht noch einmal spielen" und "auf die Art und Weise" habe er eigentlich nicht ins Halbfinale einziehen wollen.
Wie bereits in der Partie gegen Österreich hatte Deutschland mit der Chancenverwertung zu kämpfen. 24 Fehlwürfe zählte Bundestrainer Alfred Gíslason am Ende. Seine Spieler, meinte Gíslason, hätten sich "nicht genug konzentriert bei den Würfen". Zielsicherer war hingegen das Publikum.
DHB-Niederlage gegen Kroatien: Ball auf dem Spielfeld sorgt für Unterbrechung
Nachdem erst knapp 1:30 Minuten gespielt waren, musste die Partie nämlich für kurze Zeit unterbrochen werden.
Der Grund: Im Wurfkreis von DHB-Torwart Andi Wolff fand sich plötzlich ein für Handball-Verhältnisse deutlich zu großes Spielgerät wieder. Ein sogenannter "Pezziball", wie ARD-Experte Johannes Bitter vermutete, also eine Art Gymnastikball. Tatsächlich war es allerdings ein überdimensionaler Luftballon.
Den Schilderungen von Kommentator Florian Naß zufolge wurde der Eindringling schließlich von Wolff "auf die Tribüne gekickt", was dem TV-Publikum allerdings verborgen geblieben ist. In einer späteren Einstellung war zu sehen, wie ein Fan den Luftballon in die Obhut eines Ordners übergeben hat. Nach circa 20 Sekunden ging das Spiel weiter.
DHB-Team: Halbfinale gegen Dänemark – Juri Knorr appelliert an Fans
Am Freitag (20.30 Uhr) trifft die deutsche Handball-Nationalmannschaft nun auf Weltmeister und Titelfavoriten Dänemark. Dort müsse man "die beste Leistung der letzten Jahrzehnte abrufen", sagte Bundestrainer Alfred Gíslason. "Wir brauchen eine Riesenleistung, um eine Chance zu haben. Das ist uns allen klar." Um den anderen Platz im Finale spielen zuvor Frankreich und Schweden.
Juri Knorr nahm vor dem Spiel gegen Dänemark vor allem die Zuschauer:innen in die Pflicht. "Die Fans sind ein riesiger Faktor. Es war bisher gigantisch, aber wir brauchen noch mehr. Wir brauchen das Doppelte", sagte der 23-Jährige. "Jeder muss für uns brüllen. Jeder Einzelne muss für uns schreien und uns nach vorn peitschen." Die Pleite gegen Kroatien war die überhaupt erste Pflichtspielniederlage einer deutschen Nationalmannschaft in der Kölner Lanxess Arena.
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