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Home-Office: Und täglich grüsst die Technik - Neue Zürcher Zeitung

Der Mitarbeiter strengt sich an. Er will endlich digitalaffiner werden. Doch der Arbeitsalltag holt ihn ein.

Illustration: Alexander Glandien

Der Angestellte eines Handelsunternehmens steht mit der Technik auf Kriegsfuss, seit er denken kann. Trotzdem bemüht er sich redlich, mit den digitalen Neuerungen im Betrieb Schritt zu halten. Auch an diesem Morgen lässt er die langwierigen Updates des PC über sich ergehen, beantwortet in dieser Zeit per Smartphone die ersten E-Mails und durchforstet die sozialen Netzwerke.

Seine Tochter hat ihn kürzlich in die Clubhouse-App eingeladen. Seither hat er sich im sozialen Netzwerk ein bisschen umgeschaut - die Ermahnungen seines Chefs im Nacken, doch endlich seine digitalen Skills zu verbessern.

Digitaler Dinosaurier

Er muss seinem Chef recht geben. Er fühlt sich selbst wie ein digitaler Dinosaurier. Im Home-Office druckt er fast jedes Dokument aus, was regelmässig zu Problemen führt. Der Drucker meldet wieder einmal, dass ein Eingreifen erforderlich sei, und wenig später stellt sich heraus, dass der Toner leer ist. Der Angestellte will einen neuen einsetzen, merkt dann aber, dass er im Online-Shop das falsche Produkt in den Warenkorb gelegt hat.

Zeit, einen neuen Toner zu bestellen, hat er nicht, denn auf allen digitalen Kanälen erreichen ihn im Minutentakt neue Nachrichten. Häufig ist er nur ins Cc gesetzt, und insgeheim wünscht er sich, er würde diese E-Mails gar nicht erhalten.

Erstaunt stellt er einmal mehr fest, wie schnell sich der E-Mail-Verkehr zu handfesten Streitigkeiten hochschaukeln kann. Ein Telefongespräch, wie es vor zwanzig Jahren üblich war, wäre auch heute noch effizienter, denkt er. Doch er hütet sich vor solchen Aussagen. Vielmehr berichtet er seinem Chef enthusiastisch von seinen Erfahrungen mit Clubhouse - in der Hoffnung, damit etwas digitalaffiner rüberzukommen.

Der Chef schüttelt den Kopf

Doch sein Vorgesetzter schüttelt nur den Kopf und fragt ihn, warum er denn die jüngsten Daten noch immer nicht im neuen digitalen Tool eingetragen habe. Der Mitarbeiter hat keine Ahnung, wovon sein Chef spricht. Er will sich bei einem Kollegen erkundigen, hat aber den Namen des Programms bereits wieder vergessen.

Schliesslich schafft er es irgendwie, die Daten im System einzugeben. Doch prompt erscheint eine Fehlermeldung. Er wählt die Nummer des IT-Helpdesks und erhält nach einer längeren Wartezeit die Auskunft, er habe die Daten viel zu schnell eingegeben. Nun versucht es der Mitarbeiter noch einmal. Er atmet nach jeder eingegebenen Zahl tief durch und denkt: Und täglich grüsst die Technik.

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