Dominic Bösel hat den Rückkampf gegen Robin Krasniqi gewonnen und ist wieder Halbschwergewichts-Weltmeister nach Version der eher unbedeutenden International Boxing Organization (IBO). Den Titel hatte Krasniqi vor einem Jahr im ersten Duell mit Bösel gewonnen. Die IBO gehört nicht zu den vier großen Weltverbänden im Profiboxen (IBF, WBA, WBC und WBO).
Vor 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauern in Magdeburg setzte sich der Lokalmatador durch Mehrheitsentscheid nach Punkten durch. Punktrichterin Karoline Pütz (115:114) und Marco Morales (116:112) werteten den Kampf für Bösel. Frank Michael Maas sah Krasniqi mit 115:114 vorne. Das Urteil wurde vom Großteil des Publikums mit Pfiffen quittiert, da Krasniqi über weite Strecken der bessere Mann war.
Bösel war zwar darum bemüht, das Kampfgeschehen aus der Ringmitte zu bestimmen. Dabei stand er meist mit geschlossener Doppeldeckung vor seinem Gegner und suchte nach Lücken in der Deckung. Die bot Krasniqi zu Beginn aber selten an. Stattdessen war der Titelverteidiger ständig in Bewegung, fintierte viel, pendelte Bösels vereinzelte Angriffe gut mit dem Oberkörper aus und setzte seinerseits immer wieder Treffer mit der linken Führhand und dem rechten Aufwärtshaken.
Typische Szene: Bösel (l.) ist in der Defensive, Krasniqi attackiert
Foto: Martin Rose / Getty ImagesWenn Bösel es doch mal schaffte, Krasniqi in der Halbdistanz zu stellen, schlug er in den ersten Runden oft auf den Hinterkopf. Die sogenannten »Rabbit Punches« können zu schweren Verletzungen führen und sind nicht erlaubt. Ringrichter Ingo Barrabas ermahnte Bösel mehrfach, sah aber von Strafen wie einem Punktabzug ab.
Als Bösel offensiver wurde, konnte er punkten
In der fünften Runde wurde Bösel stärker und kam mit Kombinationen durch, Krasniqi schien kurz beeindruckt, fing sich aber schnell wieder und entschied gleich den nächsten Durchgang mit sauberen Treffern für sich. In Runde sechs setzte Bösel erneut klare Treffer, die aber unmittelbar von Krasniqi beantwortet wurden. Der Titelverteidiger schien auf jede Aktion seines Gegners eine passende Antwort zu haben.
Je länger der Kampf dauerte, desto mehr musste Bösel riskieren. Er ließ die Doppeldeckung öfter hängen und wurde aggressiver. Dadurch entwickelte sich in der neunten Runde ein offener Schlagabtausch, der vom Publikum begeistert gefeiert wurde. In der vorletzten Runde versuchte Bösel, den K.o. zu erzwingen. Er setzte zwar schöne Treffer, zu Boden ging Krasniqi aber nicht. Stattdessen kam der Titelverteidiger seinerseits mit sauberen Kontern durch, die Bösel zu beeindrucken schienen. Die Schlussrunde ging dann wieder an Krasniqi.
Als Bösel offensiver boxte, sah er gut aus und konnte punkten. Doch insgesamt schienen seine Angriffe zu spät zu kommen, um den Kampf noch für sich zu entscheiden. Trotzdem wurde ihm der Sieg zugesprochen.
Eine weitere Chance verdient
Den ersten Kampf zwischen den beiden hatte Krasniqi im Oktober 2020 überraschend durch K.o. in der dritten Runde gewonnen. Bösel wechselte daraufhin den Trainer und bereitete sich mit Ulli Wegners langjährigem Assistenten Georg Bramowski auf das Rematch vor. Er zeigte sich zwar deutlich verbessert, doch das Urteil zu seinen Gunsten war sehr schmeichelhaft.
»Ich habe alle getan, was ich tun musste, und ich habe nicht verloren«, sagte ein sichtlich enttäuschter Krasniqi nach dem Kampf. Bösel zeigte sich dagegen erleichtert und glaubte, der Ärger bei seinem Gegner werde sich bestimmt bald legen. Ob es zu einem dritten Kampf zwischen den beiden kommen wird, blieb zunächst offen. Krasniqi hätte eine weitere Chance verdient.
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