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Tour de France - Drei Dinge die auffielen: Vingegaard dreht gegen Pogacar den Spieß um - Eurosport DE

Dass sich schon auf der ersten echten Bergetappe der Frankreich-Rundfahrt so viel in der Gesamtwertung tun würde, hatten die Wenigsten erwartet.

Doch ein schwacher Moment von Pogacar, viel Wille von Vingegaard und vor allem die Konstellation der riesigen Ausreißergruppe des Tages sorgten für ein echtes Spektakel.

Nach fünf Tagen führt nun Hindley die Tour mit 47 Sekunden Vorsprung auf den Titelverteidiger an, Emanuel Buchmann ist aktuell Gesamtvierter und Pogacar hat bereits 1:40 Minuten Rückstand.

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So war nicht nur der Mittwoch selbst hochspannend, sondern er sorgte auch dafür, dass in den kommenden zweieinhalb Wochen voraussichtlich noch sehr viel passieren wird.

Drei Dinge, die auffielen:

1. Vingegaard dreht den Spieß gegen Pogacar um

Auf den ersten beiden Etappen im Baskenland konnte man den Eindruck gewinnen, Pogacar sei bestens drauf und habe gegenüber Titelverteidiger Vingegaard leicht die Oberhand. Der Slowene ging mit einem dort bestens aufgelegten Adam Yates an seiner Seite schon auf Etappe 1 in die Offensive und sammelte am Wochenende gleich 16 Sekunden Zeitgutschrift ein.

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Seine Spritzigkeit ließ erwarten, dass er auch am Mittwoch beim Bonus-Sprint am Col de Marie Blanque auf die acht Sekunden zielen und dort attackieren würde. Allgemein deutete sich an, dass das Sekundenspiel Pogacar einen Vorteil verschaffen und Vingegaard im weiteren Tour-Verlauf mit dem Rücken an die Wand setzen würde – zumal Pogacar auch psychologisch Spielchen trieb und Jumbo – Visma provozierte, während bei den Gelbschwarzen bereits von internen Querelen die Rede war.

Doch dann kam der Mittwoch mit den ersten langen Anstiegen in den Pyrenäen und Vingegaard machte das alles mit einem beherzten Antritt rund 1,5 Kilometer vor dem Gipfel des Col de Marie Blanque vergessen. "So what?!", könnte man meinen, wollte der Däne der Öffentlichkeit entgegenbrüllen. Auch wenn Wout van Aert an der Spitze des Rennens Dinge vollführte, deren Sinnhaftigkeit zumindest fragwürdig erschien und die den Skeptikern in Sachen Teamklima Rückenwind hätte geben können, stellte Vingegaard klar: Er ist die Nummer 1 im Kampf um Gelb.

"Im letzten Anstieg fühlte ich mich stark und sagte zu Sepp, er solle nach vorne fahren und pushen. Das hat er gemacht, dann habe ich attackiert", sagte Vingegaard im Ziel und erklärte, das habe auch nichts mit Pogacar zu tun gehabt: "Ich fühlte mich gut, schaue nur auf mich und wenn es mir gut geht, dann attackiere ich."

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Pogacar hingegen fühlte sich ganz offensichtlich nicht gut und versuchte noch nicht einmal, dem Angriff des Dänen sofort zu folgen. "Es war nicht so schwer, Jonas war so schnell", zog er kurz und knapp Tagesbilanz. "Ich habe meine guten Beine vor dem Gipfel verloren. Ich fühle mich aber gut, hoffentlich geht es die nächsten Tage besser." Allerdings deutete der Slowene auch an, dass er wohl gerade an den langen Bergen nicht so stark ist, wie in anderen Jahren: "Nun kenne ich meine Limits, aber die Motivation ist hoch."

2. Dürfen Hindley und Bora jetzt ganz groß träumen?

Das Gelbe Trikot hat er erobert und sein Vorsprung von 47 Sekunden auf Vingegaard ist auch erst einmal beachtlich. Jai Hindley führt die Tour de France nach fünf Tagen nicht zufällig an, sondern weil er zu den allerbesten Bergfahrern der Welt gehört. Und eine alte Weisheit der Frankreich-Rundfahrt sagt: Das Gelbe Trikot verleiht Flügel.

Von daher ist für den Australier in den kommenden zweieinhalb Wochen jetzt alles möglich. Vom Podiumskandidat ist Hindley am Mittwoch zum Siegesanwärter geworden – keine Frage. "Mit Hindley in Gelb können wir nicht mehr nur auf Pogacar achten", sagte zurecht auch Wout van Aert im Etappenziel in Laruns und EF-Teamchef Jonathan Vaughters sagte im Studio der britischen Eurosport-Kollegen sogar, Hindley sei nun der größte Kontrahent von Titelverteidiger Vingegaard.

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Auf dem Papier und rein faktisch ist er das nach dem Sieg in Laruns natürlich. Doch man darf nicht vergessen, wie das Ergebnis auf der ersten Pyrenäen-Etappe zustande kam – nämlich mitunter auch durch glückliche Fügung in der Anfangsphase. Hindley wollte eigentlich gar nicht unbedingt in die Ausreißergruppe, die sich nach etwa 27 Kilometern plötzlich bildete und ganze 36 Mann umfasste.

Bis zu vier Minuten fuhr die riesige Gruppe heraus – vor allem deshalb, weil Jumbo – Visma der Konkurrenz von UAE Team Emirates im Hauptfeld nicht bei der Verfolgung half und weil sich Patrick Konrad auf dem Weg zum Col de Soudet in der ersten Rennhälfte für Hindley an der Spitze der Gruppe die Seele aus dem Leib fuhr. Auch der Deutsche Meister Emanuel Buchmann half am Anstieg dann gut mit und zeigte bis ins Ziel, dass auch er momentan bestens aufgelegt ist – ein sehr starker Edelhelfer für Hindley und mit dem aktuellen vierten Gesamtrang eine gute taktische Option fürs Team.

Doch was nicht vergessen werden darf sind eben jene vier Minuten Vorsprung, von denen zu Beginn der steilsten und schwersten vier Kilometer am Col de Marie Blanque, dem letzten Berg des Tages, noch 2:30 Minuten übrig waren. Als dann Vingegaard-Helfer Sepp Kuss hinten aufs Gas drückte und anschließend der Däne selbst attackierte, schmolz der Abstand recht schnell zusammen, so dass Vingegaard am Gipfel nur noch 1:04 Minuten hinter dem nun ebenfalls entfesselt fahrenden Hindley lag.

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Sicher: Hindley hatte zuvor bereits mehr investiert, aber in der anfangs 36-köpfigen Spitzengruppe auch nicht viel, viel mehr als die Kontrahenten im Hauptfeld. Dass er am Berg wirklich auf Augenhöhe mit Vingegaard ist, das muss Hindley also noch beweisen. Besagte vier Schlusskilometer des Marie Blanque kletterte übrigens auch Pogacar trotz schwachem Moment schneller hinauf, als der Tagessieger. Und auch die Yates-Brüder sowie David Gaudu, Carlos Rodriguez oder Mattias Skjelmose waren nicht langsamer.

Der angestrebte Podestplatz ist für Hindley am ersten Pyrenäen-Tag also sehr realistisch geworden und er ist jetzt in einer idealen Ausgangsposition dafür – und mit den Flügeln des Gelben Trikots ist nichts auszuschließen. Doch zu weit in die Höhe sollten die Erwartungen der Bora-Fans am Mittwochabend erstmal noch nicht wachsen.

3. Ein Feuerwerk zum Tour-Auftakt

Die ersten beiden Etappen im bergigen Baskenland waren bereits ein Spektakel mit zwei Angriffen von Tadej Pogacar und sehr spannenden Ankünften in Bilbao und San Sebastian. Doch nachdem sich das Peloton auf den anschließenden zwei Flachetappen bei Bummeltempo erholt hatte, toppte die erste Pyrenäen-Etappe das Auftakt-Wochenende noch einmal. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Anwärter auf den Tour-Sieg auf den ersten schweren Bergetappen zunächst abtasteten und beäugten, bevor der wahre Kampf um Gelb erst in der dritten Woche entbrannte.

Die junge Fahrer-Generation hält nichts vom Abwarten, die Streckenführung vom Mittwoch mit dem steilen Col de Marie Blanque bot eine passende Bühne für Spektakel und das Resultat war ein über 162,7 Kilometer von Beginn an spannendes Rennen.

Doch das Beste ist: Das dürfte in den kommenden Tagen auch so weitergehen. Denn mit dem nun gelegten Gesamtklassement als Fundament, sind diverse Mitfavoriten in Zugzwang. Vingegaard muss angreifen, um Hindley einzufangen – und er wird wahrscheinlich schon am Donnerstag wieder angreifen wollen, um Pogacars Schwäche möglicherweise gleich noch einmal auszunutzen.

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Der Slowene wiederum hat jetzt mit 1:40 Minuten auch bereits so viel Rückstand in der Gesamtwertung, dass er sich nicht mehr aufs Sammeln von Bonussekunden konzentrieren kann, sondern irgendwann in den nächsten zweieinhalb Wochen eine Mammut-Attacke lancieren muss, wenn er die Tour noch gewinnen will. Und wem ist eine solche Aktion noch eher zuzutrauen als Pogacar?

Und selbst wenn sich Vingegaard in den kommenden Tagen bereits das Gelbe Trikot holt und seine am Mittwoch angedeutete Vormachtstellung unterstreicht, steckt im Kampf ums Podium so viel Spannung wie lange nicht.

Also: Anschnallen! Das Feuerwerk zu Tour-Beginn war in Wirklichkeit nur der Appetizer.

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