Eine wirkliche Lösung hatte Thomas Tuchel nicht parat. Die Trainingsleistungen der Stars des FC Bayern seien gut, doch schon die komplette Saison haben die Münchner immer wieder Probleme, das auch auf den Platz zu bringen – wie bei der 0:1-Heimniederlage gegen Werder Bremen am Sonntagnachmittag.
"In der ersten Halbzeit waren wir extrem statisch und haben uns nicht bewegt, extrem viele Bälle verloren und sind im Zweikampfverhalten schlampig gewesen", erklärte der Bayern-Coach im Anschluss bei Dazn.
Um dann nochmal richtig gegen sein Team nachzulegen: "Wir haben heute gespielt, als hätten wir zehn Punkte Vorsprung und am Dienstag ein Champions-League-Spiel." Die Realität sieht anders aus. Sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen und am Mittwoch das Nachholspiel gegen Union Berlin. Ein überzeugender Heimsieg ist Pflicht.
Wie angefressen Tuchel nach dem Spiel war, wurde auch nochmal auf der Pressekonferenz nach dem Spiel deutlich.
FC Bayern: Tuchel reagiert dünnhäutig auf Frage
Denn nicht nur spielerisch lief es beim deutschen Rekordmeister überhaupt nicht, auch nach ruhenden Bällen konnten sie kaum Gefahr erzeugen.
Dabei lobte Tuchel seinen Co-Trainer Anthony Barry, der für die Standards verantwortlich ist, vor der Partie noch überschwänglich. Die Qualität mit ihm sei auf "allerhöchstem Niveau". In dieser Saison stehen die Münchner bei neun Treffer nach ruhenden Bällen und sind damit Spitzenreiter in der Standardtabelle.
Gegen Bremen war davon wenig zu sehen. Bezeichnend dafür ein Eckball, der auf der rechten Seite kurz ausgeführt und wenige Sekunden später auf der linken Seite im Aus landete.
Darauf wurde auch der Bayern-Coach nach der Partie noch einmal angesprochen. Tuchel reagierte auf die Nachfrage eines Reporters sehr dünnhäutig: "Es war so gewollt, dass wir ins Aus schießen." Und schob hinterher: "Was ist jetzt die Frage?"
Tuchel blickt kurz nachdenklich nach unten und sagte dann lediglich: "Dann müssen wir das in Zukunft besser machen." Zudem verwies er auf die Standardstärke in der bisherigen Saison.
Tuchel verteidigt Sané-Aussetzer
Wie unzufrieden er mit seinem Team war, zeigte auch sein Dreifach-Wechsel in der 64. Minute als er Leon Goretzka, Mathys Tel und Thomas Müller für Joshua Kimmich, Raphaël Guerreiro und Alphonso Davies brachte.
Da die Münchner kaum gefährlich wurden, folgte mit dem Wechsel auch eine Systemumstellung. Und diese sorgte bei Leroy Sané für wenig Freude.
Nachdem Thomas Müller ihm erklärt hatte, dass er nun auf der Seite als Schienenspieler mit mehr Defensivaufgaben agieren soll, sah man den Bayern-Star mit dem Kopf schütteln und etwas vor sich her sagen.
Dazn-Experte Michael Ballack kritisiert Sané für sein Verhalten deutlich. "Das kann er sich sparen. Wenn der Trainer das so umstellt, muss er das annehmen. Das wirkt sich auf die Mannschaft aus." Wenn er den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen wolle, müsse er solche Situationen annehmen.
Thomas Tuchel wollte der Szene nicht zu viel Bedeutung beimessen. "Das hänge ich nicht zu hoch", sagte er bei Dazn und verteidige den 28-Jährigen. "Ich weiß, dass er immer ein, zwei Minuten braucht, um Sachen zu verdauen, die ihm nicht 100-prozentig schmecken." Es sei kein "großes Drama" und die gesamte Mannschaft hätte "nicht viel positive Energie" gehabt.
"Wir sollten uns nicht an den zehn Sekunden aufhängen, wo Leroy seinen Unmut äußert. Er war frustriert, weil er das anders spielen wollte."
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