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Tour de France 2024: Philipsen gewinnt 13. Tour-Etappe – Pogacar weiter in Gelb - Rheinische Post

Düsseldorf · Auf Teilstück 13 der 111. Tour de France sind noch einmal die Sprinter gefragt. Im Massensprint holt Philipsen seinen zweiten Etappensieg. Alle wichtigen Meldungen zur Tour de France im Überblick.

Rad-Star Primoz Roglic war vor der Etappe infolge seiner Stürze in den vorangegangenen Tagen ausgestiegen. Aktuell gibt es daher noch drei aussichtsreiche Kandidaten auf den Tour-Sieg. Tadej Pogacar bleibt weiter im Gelben Trikot Führender der Gesamtwertung. Der Slowene liegt 1:06 Minuten vor dem Belgier Remco Evenepoel. Titelverteidiger Jonas Vingegaard ist 1:14 Minuten zurück.

Am Samstag sind die Radprofis im Hochgebirge der Pyrenäen unterwegs. Bei der ersten von zwei harten Kletterpartien am Wochenende stehen bei den 151,9 Kilometern von Pau nach Saint-Lary-Soulan Pla d’Adet zwei Bergwertungen der höchsten Kategorie auf dem Programm. Dabei wartet unter anderem der Tour-Klassiker Col du Tourmalet.

Nach Sturz: Roglic steigt bei Tour de France aus

Bittere Nachricht für Red Bull-Bora-hansgrohe: Der als Mitfavorit gestartete Primoz Roglic ist bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegen. Wie der deutsche Rennstall am Freitag mitteilte, tritt der Kapitän aufgrund der Blessuren von seinem schweren Sturz am Vortag nicht mehr zur 13. Etappe der Frankreich-Rundfahrt an. Die Hoffnungen des deutschen Teams auf einen Podiumsplatz sind damit endgültig dahin.

„Primoz Roglic wurde nach der gestrigen Etappe und auch heute Morgen von unserem medizinischen Team sorgfältig untersucht. Es wurde entschieden, dass er heute nicht starten wird, um sich auf die kommenden Ziele zu konzentrieren“, hieß es in einer Team-Mitteilung.

Der Slowene war durch den Sturz in der Gesamtwertung mit 4:42 Rückstand auf Rang sechs zurückgefallen und hatte damit bereits nur noch geringe Chancen auf einen Podestplatz. Der 34-Jährige, bereits auf der elften Etappe in einer Abfahrt weggerutscht, kam am Donnerstag zwölf km vor dem Ende bei einem Massensturz zu Fall und verlor fast zweieinhalb Minuten. Mit blutender Schulter und gezeichnetem Helm rollte er sichtlich angeschlagen ins Ziel.

Der Kasache Alexey Lutsenko war über einen Fahrbahnteiler gestürzt und hatte damit eine Kettenreaktion ausgelöst. Die Top Drei des Gesamtklassements waren in den Sturz, der Roglic zum Verhängnis wurde, nicht verwickelt. Der Slowene Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) lag vor der 13. Etappe von Agen nach Pau 66 Sekunden vor Remco Evenepoel (Belgien/Soudal Quick-Step) und dem dänischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Visma-Lease a Bike/+ 1:14 Minuten).

Vorschau auf die 13. Etappe

Tour de France 2024: Favoritenim Check - welcher Fahrer holt das Gelbe Trikot?
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Der Favoritencheck zur Tour de France 2024

Foto: AP/Christophe Ena

Agen - Pau (165,3 km)

Die nächste Flachetappe – die vorerst letzte große Chance für die Sprinter. Mit den mächtigen Pyrenäenpässen im Blick dürfte die Bühne auf der 13. Etappe der Tour de France noch einmal den schnellen Männern gehören. Doch Vorsicht: Auf den letzten 50 der insgesamt nur 165,3 Kilometer warten mehrere kleine, giftige Anstiege.

Vor allem Klassikerspezialisten mit viel Power werden versuchen, ihr Heil in der Flucht zu suchen und den Sprinterteams als Ausreißer ein Schnippchen zu schlagen. Die deutschen Hoffnungsträger Phil Bauhaus und Pascal Ackermann wollen das verhindern und ihre vorletzte Chance auf einen Etappensieg beim wichtigsten Radrennen der Welt im Massenspurt nutzen. Biniam Girmay aus Eritrea hofft darauf, seinen Vorsprung in der Punktewertung auszubauen.

Der Zielort Pau ist eine echte Institution bei der Großen Schleife, bereits zum 53. Mal endet hier eine Etappe. Am Fuße der französischen Pyrenäen triumphierte als bislang letzter Deutscher 2017 Marcel Kittel auf dem absoluten Höhepunkt seines Schaffens - auch Erik Zabel trug sich 1995 in die Siegerliste von Pau ein.

Aldag: „Jetzt geht es um Primoz“

Tour de France 2023: Teams: Alle Mannschaften und Fahrer im Überblick
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Alle Infos zu den Teams

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Für Rolf Aldag ist das Sportliche beim deutschen Radsportteam Red Bull-Bora-hansgrohe nach dem schweren Sturz von Kapitän Primoz Roglic bei der zwölften Etappe der Tour de France „in den Hintergrund“ gerückt. „Jetzt geht es um Primoz“, betonte der Sportdirektor. Der Slowene Roglic war am Donnerstag auf die rechte Schulter gestürzt und rollte blutend ins Ziel. Anschließend wurde er nach Teamangaben näher untersucht.

Kritik an den Organisatoren übte Aldag nicht. „Man kann niemandem einen Vorwurf machen. Diese Verkehrsinfrastruktur gehört dazu, hilft den Menschen 364 Tage im Jahr. Nur einmal wird sie gefährlich. Das wissen wir, auch dass am Ende einer solchen Etappe alle müde sind“, sagte der frühere Profi.

Roglic, bereits auf der elften Etappe in einer Abfahrt weggerutscht, kam am Donnerstag zwölf km vor dem Ziel bei einem Massensturz zu Fall. Der Kasache Alexey Lutsenko war über einen Fahrbahnteiler gestürzt und löste eine Kettenreaktion aus. Roglic verlor fast zweieinhalb Minuten, in der Gesamtwertung fiel er auf Rang sechs zurück, 4:42 Minuten trennen ihn von Spitzenreiter Tadej Pogacar.

+++11. Juli+++

Girmay gewinnt zwölfte Etappe der Tour de France

Biniam Girmay hat die zwölfte Etappe der Tour de France gewonnen. Der 24-Jährige aus Eritrea vom Team Intermarche-Wanty feierte im Massensprint in Villeneuve-sur-Lot bereits seinen dritten Etappensieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Bester Deutscher wurde nach 203,6 km Pascal Ackermann (Kandel/Israel-Premier Tech) auf Rang vier. Phil Bauhaus (Bocholt/Bahrain Victorious) belegte den neunten Platz.

Tour-Aus für Astanas Morkov

Tour de France 2024: John Degenkolb, Simon Geschke - alle deutschen Fahrer
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Die deutschen Fahrer bei der Tour de France 2023

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Der dänische Radprofi Michael Morkov muss seine neunte Tour de France frühzeitig beenden. Wie sein Team Astana Qazaqstan am Donnerstag mitteilte, wurde der 39-Jährige bereits am Mittwochabend positiv auf Corona getestet. Eine zweite Untersuchung am Donnerstagmorgen bestätigte das Ergebnis.

„Obwohl sich der Fahrer gut fühlt und keine wesentlichen Symptome aufweist, hat das medizinische Personal entschieden, den Fahrer aus dem Rennen zu nehmen“, hieß es in einer Mitteilung des Teams. Damit verliert Astanas Sprintstar Mark Cavendish einen wichtigen Helfer, Morkov gilt als Anfahr-Experte.

Im Gesamtklassement lag er vor der 12. Etappe auf Platz 163 mit mehr als zweieinhalb Stunden Rückstand auf den Führenden Tadej Pogacar (Slowenien). Morkov ist der neunte Fahrer, der die Frankreich-Rundfahrt vorzeitig beenden muss.

+++10. Juli+++

Red Bull gibt Entwarnung nach Sturz von Roglic

Nach dem Sturz von Primoz Roglic auf der elften Etappe der 111. Tour de France kann das deutsche Radsport-Topteam Red Bull weiter auf seinen Kapitän zählen. „Er sagt, alles gut. Der Teamarzt hat auch einen Daumen hoch gemacht“, sagte Sportdirektor Rolf Aldag. „Es ist ein bisschen ärgerlich, aber es ist nichts Schlimmes passiert“, fügte er hinzu.

Tour de France: Alle deutschen Etappen-Sieger der Tour-Geschichte
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Alle deutschen Tour-Etappensieger

Foto: ap, PDJ

Der Slowene war knapp einen Kilometer vor dem Ziel gestürzt, konnte aber nach kurzer Unterbrechung wieder aufs Rad steigen. Der 34-Jährige habe sich Hautabschürfungen zugezogen. Aldag lobte die „sehr solide Leistung“ seines Fahrers.

Weil das Missgeschick innerhalb von drei Kilometern vor der Ziellinie passierte und damit eine Sturz-Regel griff, bleibt er in der Tageswertung gleichauf mit Zeitfahr-Meister Remco Evenepoel. Der Belgier kassierte als Dritter vor Roglic auf Platz vier allerdings sechs Bonussekunden. Titelverteidiger Jonas Vingegaard gewann die Etappe knapp vor Widersacher Tadej Pogacar im Gelben Trikot.

Elfte Etappe – Vingegaard gewinnt Kletterpartie im Zentralmassiv

Jonas Vingegaard hat bei der Tour de France die anspruchsvolle Kletteretappe im Zentralmassiv gewonnen. Der Däne setzte sich am Mittwoch auf der elften Etappe nach 211 Kilometern zwischen Évaux-les-Bains und der Skistation in Le Lioran vor dem Slowenen Tadej Pogacar durch.

Pogacar liegt in der Gesamtwertung mit 1:06 Minuten vor Belgiens Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel und 1:14 Minuten vor dem Dänen Vingegaard. Die Radprofis mussten 4350 Höhenmeter bewältigen. Vor allem die letzten 50 Kilometer hatten es mit vier Bergwertungen - darunter eine der Kategorie eins - in sich.

Am Donnerstag steht dagegen wieder ein flacheres Teilstück an. Auf der 203,6 Kilometer langen und etwas hügeligen Strecke zwischen Aurillac und Villeneuve-sur-Lot werden die Sprinter und Ausreißer um die Hoheit im Ziel ringen.

Vorschau auf die elfte Etappe – Ackermann verrät Taktik

Nach dem Ruhetag und dem lange lockeren Rollen auf der zehnten Etappe nimmt die Tour am Mittwoch wieder Fahrt auf – und zwar so richtig! 211 km lang, nie wirklich flach, mehr als 4300 Höhenmeter insgesamt und sechs kategorisierte Anstiege, davon alleine vier auf den finalen 70 km: Die Kletterpartie im Zentralmassiv dürfte zum großen Spektakel mutieren.

Während die Leidensfähigkeit der Sprinter auf die Spitze getrieben wird, könnte sich der Kampf ums Gelbe Trikot an der Spitze des Feldes zuspitzen. Mit Blick auf die bisherige Tour wäre beispielsweise eine Attacke des Gesamtführenden Tadej Pogacar keine Überraschung – die Topfavoriten werden bei diesem wilden Ritt in jedem Fall hellwach sein müssen.

Das Ziel liegt zum dritten Mal in der Geschichte der Tour im Wintersportdomizil Le Lioran. 1975 verteidigte hier ein gewisser Eddy Merckx das Gelbe Trikot. Pogacar, sein legitimer Nachfolger als Radsport-Kannibale, wird es ihm gleichtun wollen - und vielleicht sogar seinen zweiten Tagessieg in diesem Jahr anpeilen.

Ackermanns Taktik zum Etappensieg

Pascal Ackermann möchte die zunehmende Schwäche der Sprint-Konkurrenz für seinen ersehnten ersten Etappensieg bei der Tour de France nutzen. „Ich habe hier bei der Tour ganz unten angefangen und bin jeden Tag einen Schritt gewachsen. Ich hoffe, dass es reicht. Ich bin sehr optimistisch“, sagte der 30-Jährige nach seinem dritten Platz in Saint-Amand-Montrond. Zuvor hatte der Pfälzer die Plätze sechs und vier belegt.

Ein Etappenerfolg wäre die Krönung seiner Tour-Premiere, auf die Ackermann so lange warten musste. „Es ist einfach ein geiles Feeling, bei der Tour zu sein. Ich will aber zeigen, was ich wirklich kann“, sagte der frühere deutsche Meister. Und Sprinter werden nun einmal vor allem an Siegen gemessen.

Bei der Konkurrenz hat Ackermann zunehmende Müdigkeit ausgemacht. „Man hat gemerkt, dass viele Fahrer schon kaputt sind. Einige Sprintzüge waren nicht mehr da, aber wir waren alle da“, betonte Ackermann. Noch drei Chancen könnten sich für ihn ergeben. Am Donnerstag in Villeneuve-sur-Lot, tags darauf in Pau und am kommenden Dienstag in Nîmes stehen vom Papier her Sprintankünfte auf dem Programm.

Dass Ackermann es überhaupt noch zur Tour schafft, war schon kaum noch anzunehmen. Von seinem Ex-Team Bora-hansgrohe wurde der schnelle Mann trotz vieler Erfolge für das Aufgebot bei der großen Schleife stets ignoriert. Dann folgte der Wechsel zum UAE-Team von Tadej Pogacar, in dem bei der Tour kein Platz für Sprinter war. Der Schritt zum Team Israel-Premier Tech zahlte sich nun aus.

Manchmal muss sich Ackermann allerdings noch kneifen, dass er tatsächlich da ist. „Ich habe acht Jahre darauf gewartet. Es ist einfach ein Kindheitstraum“, sagte der mehrfache Giro-Etappensieger. „Heute habe ich Didi Senft am Straßenrand gesehen und habe mir gedacht, vor 25 Jahren habe ich ihn da auch schon gesehen.“ Der als Tour-Teufel bekannte Senft begleitet das größte Rennen seit Jahrzehnten und feuert das Peloton im Teufelskostüm an.

+++9. Juli+++

Philipsen gewinnt zehnte Etappe – Ackermann Dritter

Der belgische Radprofi Jasper Philipsen hat die zehnte Etappe der 111. Tour de France gewonnen. Der 26-Jährige vom Team Alpecin-Deceuninck setzte sich am Dienstag nach 187,3 km in Saint-Amand-Montrond in Zentralfrankreich im Massensprint vor Biniam Girmay aus Eritrea und dem deutschen Hoffnungsträger Pascal Ackermann (Kandel) durch.

Das Gelbe Trikot behielt der Slowene Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der mit den weiteren Klassementfahrern im Hauptfeld das Ziel erreichte.

Am Mittwoch steht eine schwere Bergetappe im Zentralmassiv über 211 km mit 4350 Höhenmetern an. Alleine auf den letzten 70 km geht es über vier Pässe.

Das müssen Sie zur zehnten Etappe wissen

Erschwert wird das erwartete Sprintfinale durch drei Kurven nach der Flamme Rouge, die letzten 500 m auf der Rue Pelletier Doisy bieten aber keine Schwierigkeiten mehr. Mark Cavendish könnte hier seinen Tour-Rekord auf 36 Siege schrauben, Biniam Girmay im Grünen Trikot seinen dritten Erfolg bei der Tour 2024 feiern. Oder jubeln endlich die Deutschen?

Die Favoriten im Kampf um den Gesamtsieg erwartet trotz des flachen Profils ein stressiger und hektischer Tag. Der Blick in die Vergangenheit warnt Tadej Pogacar und Co.: Als die Tour 2013 auf der 13. Etappe nach Saint-Amand-Montrond führte, rissen Windkanten das Peloton auseinander. Chris Froome im Gelben Trikot wurde überrascht, büßte rund eine Minute ein, jubelte später aber dennoch in Paris über seinen ersten von vier Gesamtsiegen.

+++8. Juli+++

Pogacar über Vingegaard: „Er hat ein wenig Angst“

Spitzenreiter Tadej Pogacar wundert sich über die Taktik seines großen Rivalen Jonas Vingegaard bei der Tour de France. „Er schaut nur auf mich. Wenn ich hinten fahren würde, würde er auch hinten fahren. Das ist gerade die Dynamik des Rennens. Ich denke, er hat ein wenig Angst“, sagte der Slowene am ersten Ruhetag in Orléans.

Nach neun Etappen liegt Pogacar 1:15 Minuten vor Titelverteidiger Vingegaard, der Dritter ist. Dazwischen liegt der Belgier Remco Evenepoel auf Platz zwei, sein Rückstand beträgt 33 Sekunden. „Ich bin sehr zufrieden mit den Abständen. In den ersten neun Tagen gab es nicht so viele Möglichkeiten, Zeit herauszufahren“, sagte Pogacar.

Der 25-Jährige ist im Gegensatz zum Vorjahr in der Rolle des Gejagten – was er als Vorteil sieht. „Ich lag immer diese neun Sekunden hinter Jonas, das hat massiv genervt“, sagte Pogacar.

Vingegaard hatte seine Verfolger-Taktik damit begründet, aufgrund seines Sturzes im April nicht in der Form des Vorjahres zu sein. Dieser Argumentation schenkt Pogacar nicht viel glauben: „In dem Moment, in dem klar war, dass er die Tour fährt, wusste ich, dass er bei 100 Prozent ist. Sie spielen das alles nur herunter. Sie spielen dasselbe Spiel wie im Vorjahr.“

In der 2023er Version der Tour fuhr Vingegaard in der Schlusswoche an zwei Tagen letztlich sieben Minuten Vorsprung auf Pogacar heraus. Ein Szenario, das sich nicht wiederholen soll. „Ich habe mehr Vertrauen in mich als im vergangenen Jahr. Ich habe das Gelbe Trikot, was sich gut anfühlt. Ich fahre einfach mein eigenes Rennen“, sagte Pogacar.

Roglic-Helfer Wlassow steigt bei Tour de France aus

Der Russe Alexander Wlassow vom deutschen Top-Team Red Bull steigt nach einer Verletzung bei der Tour de France aus. Der 28-Jährige war als wichtiger Helfer von Superstar Primoz Roglic eingeplant. Wie der Rennstall bekannt gab, hat sich der Radprofi unter anderem den Knöchel gebrochen. Für das Team, das den Gesamtsieg bei der 111. Tour anstrebt, ist das ein weiterer Rückschlag.

Auf der neunten Etappe am Sonntag war der russische Profi bei hoher Geschwindigkeit schwer gestürzt. Dabei zog er sich mehrere Verletzungen zu. Er konnte die Fahrt aber zunächst fortsetzen. Womöglich wurde durch den Fall auf eine Rasenfläche noch Schlimmeres verhindert.

Das Aus des Rennfahrers, der zuletzt überraschend auf den Start bei den Olympischen Spielen verzichtet hatte, kommt für das deutsche Team zur Unzeit. Nach neun Etappen hat Red Bulls Gesamtsieg-Kandidat Roglic als Vierter schon 1:36 Minuten Rückstand auf seinen Landsmann Tadej Pogacar im Gelben Trikot.

Vingegaard über seinen Sturz: „Dachte, ich würde sterben“

Der dänische Radstar Jonas Vingegaard hat nach seinem fürchterlichen Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt im April Todesängste ausgestanden und über das Karriereende nachgedacht. Dies offenbarte der zweimalige Tour-Sieger am Ruhetag der Frankreich-Rundfahrt vor Journalisten.

„Es war so schlimm, dass ich befürchtete, ich würde sterben. Als ich dort am Boden lag, habe ich gedacht: Wenn ich das hier überlebe, dann höre ich mit dem Radfahren auf“, sagte Vingegaard: „Aber jetzt sitze ich hier, also habe ich es offensichtlich nicht getan.“ Auch seine Frau Trine habe damals befürchtet, dass er den Unfall nicht überleben könnte.

Vingegaard (27) hatte sich bei einem Massensturz in Spanien mehrere Knochenbrüche und eine schwere Lungenverletzung zugezogen. Quälend lange lag er regungslos am Unfallort, ehe er ins Krankenhaus gebracht wurde, wo er zwölf Tage lang behandelt wurde, teilweise sogar auf der Intensivstation. Dass er es überhaupt zur Tour geschafft hat, bei der er nach den ersten neun Etappen auf Gesamtplatz drei liegt, ist durchaus bemerkenswert.

„Wenn man so einen schlimmen Unfall hat, dann überlegt man sich gut, ob sich das alles noch lohnt. Ob man sich weiter diesem Risiko aussetzen kann“, sagte der Familienvater: „Jetzt macht es mich aber vor allem glücklich, am Leben zu sein, ich genieße es noch mehr, auf dem Fahrrad sitzen zu dürfen und Rennen zu fahren, als früher.“

Seine Einstellung im Rennen habe sich seit dem Unfall geändert. „Vorher dachte ich, schwere Stürze werden mir schon nicht passieren. Bis es dann passierte“, sagte er: „Ich denke, ich bin jetzt vorsichtiger. Und das kann man auch sein, wenn man um Siege fährt.“

+++7. Juli+++

Turgis gewinnt Schotter-Etappe der Tour de France

Radprofi Anthony Turgis hat die schwere neunte Etappe der 111. Tour de France gewonnen. Auf dem Rundkurs mit Start und Ziel in Troyes über 199 km, 32,2 davon auf Schotterstraßen, setzte sich der Franzose vom Team TotalEnergies am Sonntag vor Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) und Derek Gee (Israel-Premier Tech) durch.

Das Gelbe Trikot behielt der Slowene Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der seine Rivalen mehrfach erfolglos attackierte. Am Montag gönnt die Tour dem Peloton den ersten Ruhetag, danach sollte auf der zehnten Etappe zwischen Orleans und Saint-Amand-Montrond (187,3 km) der nächste Massensprint folgen.

+++6. Juli+++

Girmay gewinnt achte Tour-Etappe - Ackermann Vierter

Radprofi Biniam Girmay aus Eritrea hat die achte Etappe der 111. Tour de France gewonnen und damit seinen zweiten Tagessieg gefeiert. Der 24-Jährige vom Team Intermarche-Wanty setzte sich am Samstag nach 183,4 km in Colombey-les-Deux-Eglises im Nordosten Frankreich vor den Belgier Jasper Philipsen und Arnaud de Lie durch. Pascal Ackermann (Kandel) wurde Vierter.

Ex-Radweltmeister Pedersen steigt bei Tour aus

Kurz vor dem Start der achten Etappe der 111. Tour de France ist Ex-Radweltmeister Mads Pedersen wegen der Folgen eines Sturzes drei Tage zuvor ausgestiegen. Das teilte sein Team Lidl-Trek am Samstag mit. Der 28-Jährige habe sich durch die folgenden Renntage gekämpft, aber die Schmerzen an seiner linken Schulter hätten sich nicht verbessert. In seiner Karriere hat er bisher zwei Etappensiege bei der Tour gefeiert.

Pedersen, der 2019 in England Weltmeister geworden war, ist nach etwa einem Drittel der dreiwöchigen Landesrundfahrt allerdings erst der dritte Fahrer, der vom Rad steigen muss. Zuvor hatten sein Landsmann Casper Pedersen und Michele Gazzoli aus dem Team um den britischen Etappensieg-Rekordhalter Mark Cavendish die Tour verlassen.

Kaum Stürze bei der Tour: Fahrer loben respektvollen Umgang

Ein Malheur von Tadej Pogacar, ein rettender Sprung von Axel Zingle im Sprint von Saint-Vulbas - doch bislang kein gravierender Massensturz. Die 111. Tour de France ist in der ersten Woche trotz manch brenzliger Situation von schweren Unfällen verschont geblieben. Vor der 8. Etappe am Samstag nach Colombey-les-Deux-Eglises hatten erst zwei Fahrer das Rennen aufgegeben.

Nach Ansicht der deutschen Radprofis liegt das an einer neuen Regel und einem respektvollen Umgang im Peloton. Erstmals bei dieser Tour wurde die Drei-Kilometer-Regel aus Sicherheitsgründen auf je nach Etappe vier oder fünf Kilometer ausgeweitet. Fahrer, die in dieser Zone stürzen oder eine Panne haben, werden mit der gleichen Zeit gewertet wie die Gruppe, der sie zum Zeitpunkt des Vorfalls angehörten.

„Es hat mich positiv überrascht. Es hat wirklich etwas gebracht“, sagte Klassikerspezialist John Degenkolb (dsm-firmenich PostNL): „Die Klassement-Teams halten sich aus dem Gedränge vorne raus. Das finde ich sehr, sehr gut.“

Nikias Arndt, als Anfahrer von Phil Bauhaus beim Team Bahrain Victorious stets in der Gefahrenzone, stimmte zu. „Es nimmt definitiv ein bisschen den Stress raus. Dass man es früher entzerrt, hilft definitiv“, sagte Arndt. Neben der Regel-Entschärfung lobte Arndt auch den Umgang unter den Fahrern. „Im Finale wird hart gefahren, es wird auch hektisch, aber mit einem gesunden Menschenverstand dieses Jahr. Ich habe das Gefühl, dass alle Fahrer ein bisschen mehr Respekt haben und heil durchkommen wollen“, sagte der 32-Jährige.

Das sieht auch Tour-Debütant Pascal Ackermann so. Die neue Regel spiele nur eine untergeordnete Rolle in der Sicherheitsfrage. „Man merkt einfach extrem, dass ganz viele erfahrene Fahrer am Start stehen“, sagte der Sprinter des Teams Israel-Premier Tech: „Die halten nicht ganz so extrem rein wie die jungen Fahrer. Bei den anderen Rennen fahren so viele junge Fahrer, die keinen Respekt mehr haben. Hier ist es viel, viel sicherer.“

+++5. Juli+++

Evenepoel gewinnt Tour-Zeitfahren - Pogacar weiter in Gelb

Weltmeister Remco Evenepoel hat das erste Einzelzeitfahren der 111. Tour de France gewonnen. Der belgische Jungstar holte sich am Freitag auf dem 25,3 Kilometer langen Parcour von Nuits-Saint-Georges nach Gevrey-Chambertin den Sieg vor Radstar Tadej Pogacar, der das Gelbe Trikot des Gesamtersten erfolgreich verteidigte. Evenepoel kam zwölf Sekunden vor dem Slowenen über die Ziellinie.

Titelverteidiger Jonas Vingegaard, im Vorjahr noch der große Triumphator im Zeitfahren, war auf der siebten Etappe als Vierter 37 Sekunden langsamer als Evenepoel und verlor damit in der Gesamtwertung weiter Zeit. Von den acht deutschen Radprofis konnte sich keiner im Vorderfeld platzieren.

Am Samstag dürfen die Ausreißer auf ihre Chancen hoffen. Auf der achten Etappe über 183,4 Kilometern zwischen Semur-en-Auxois und Colombey-les-Deux-Églises sind zwei Anstiege der dritten und drei Berge der vierten Kategorie zu bewältigen. Machen die Sprinter-Teams im letzten Drittel der Etappe aber ernst, könnte es auch wieder zu einer Massenankunft kommen.

Vorschau auf die siebte Etappe

Nuits-Saint-Georges - Gevrey-Chambertin (25,3 km/EZF)

Nach zwei vergleichsweise entspannten Flachetappen wartet auf die Top-Favoriten um Spitzenreiter Tadej Pogacar ein Schlüsseltag. Das erste von zwei Zeitfahren der 111. Tour de France steht an und wird für neue Abstände in der Gesamtwertung sorgen. Der 25,3 km lange Kurs zwischen Nuits-Saint-Georges und Gevrey-Chambertin ist durchaus anspruchsvoll, nach 14,4 km erreichen die Fahrer die Anhöhe in Curley. Sie ist die größte Schwierigkeit des Tages.

Qualitäten im Kampf gegen die Uhr haben alle Gelb-Anwärter. Tadej Pogacar hat seine Klasse mehrfach unter Beweis gestellt, hat aber dunkle Erinnerungen an das Vorjahr, als ihn Jonas Vingegaard im Zeitfahren deklassierte und Pogacars Niederlage besiegelte. Weltmeister Remco Evenepoel will in seiner Spezialdisziplin den Rückstand auf Spitzenreiter Pogacar verringern. Der deutsche Meister Nils Politt aus Pogacars UAE-Team dürfte gut abschneiden.

An Nuits-Saint-Georges dürften die deutschen Radsport-Fans gute Erinnerungen haben. Bei der bisher einzigen Stippvisite der Tour 2017 feierte Sprinter Marcel Kittel seinen dritten von fünf Etappensiegen in jenem Jahr. Paris erreichte Kittel nicht, er musste das Rennen spät als Träger des Grünen Trikots aufgeben. Gevrey-Chambertin ist erstmals Tour-Etappenort und Weinliebhabern ein Begriff. Die Gemeinde ist Namensgeber des Weinbaugebietes Gevrey-Chambertin.

Zeitfahrduell der Top-Stars: Pogacar hat einen Favoriten

Rad-Star Tadej Pogacar hat einen Favoriten für das erste Zeitfahren bei der 111. Tour de France. Der slowenische Ausnahmekönner sieht den belgischen Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel vorn – und schiebt dadurch den Druck auf ihn selbst etwas beiseite. „Der Favorit ist sicher Remco. Er ist der Weltmeister und er hat oft gezeigt, dass er jeden schlagen kann. Er ist derjenige, auf denen man schauen sollte“, sagte der 25 Jahre alte Pogacar nach der sechsten Etappe am Donnerstag.

Evenepoel könnte bei seiner Debüt-Tour am Freitag nach den 25,3 Kilometern zwischen Nuits-Saint-Georges und Gevrey-Chambertin Zeit auf den Gesamtführenden Pogacar im Gelben Trikot gutmachen. Oder sogar für einen überraschenden Wechsel an der Spitze sorgen: Nach sechs Etappen liegt der Giro-Sieger Pogacar 45 Sekunden vor Evenepoel und 50 vor Titelverteidiger Jonas Vingegaard.

Der Wettkampf der Favoriten beim ersten von zwei Einzelzeitfahren wird heiß erwartet. Der zweimalige Tour-Sieger Pogacar könnte nach seinem gewonnenen Alpen-Duell am Col du Galibier mit Vingegaard den Vorsprung auf den Dänen weiter ausbauen. Süffisant sagte Pogacar nach dem ersten Teilerfolg gegen seinen Widersacher, dass er sich auf das „nächste Rendezvous beim Zeitfahren“ freue.

Pogacar hatte sich die Gegebenheiten am Freitag vor langer Zeit angeschaut, sie getestet und für gut befunden. „Ich mag die Strecke, das wird ein schönes Zeitfahren. Es ist sehr schnell und man muss sehr leistungsstark sein.“

Für Pogacar blieb die für ihn vermeintlich entspannte Sprintetappe am Donnerstag, die der Niederländer Dylan Groenewegen gewonnen hatte, nicht ohne Herausforderung. Nach einer tückischen Windkanten-Attacke fehlten dem Slowenen plötzlich die Helfer aus seinem Team. Allerdings schlossen sie dann später wieder auf. „Es war ein sehr stressiger Tag. Aber ich war froh, dass die Etappe nicht zu lang war.“

Das erste Zeitfahren kommt früh im Tour-Verlauf. Danach folgen noch die heikle Schotter-Herausforderung auf Etappe neun und viele Kletterpartien. Das zweite Zeitfahren wird dann allerspätestens eine Entscheidung herbeiführen. Die Frankreich-Rundfahrt endet am 21. Juli mit dem Einzelzeitfahren zwischen Monaco und Nizza.

+++4. Juli+++

Groenewegen gewinnt sechste Tour-Etappe

Der niederländische Radprofi Dylan Groenewegen hat die sechste Etappe der 111. Tour de France gewonnen. Der 31-Jährige vom Team Jayco-AlUla setzte sich am Donnerstag nach 163,5 km in Dijon im Massensprint hauchdünn vor dem Belgier Jasper Philipsen und dem Eritreer Biniam Girmay durch. Phil Bauhaus aus Bocholt landete auf Platz fünf.

Cavendish gewinnt fünfte Tour-Etappe und stellt Rekord auf

Der britische Radprofi Mark Cavendish hat die fünfte Etappe der 111. Tour de France gewonnen und ist zum alleinigen Rekord-Etappensieger der Frankreich-Rundfahrt aufgestiegen. Der 39-Jährige setzte sich am Mittwoch nach 177,4 km in Saint-Vulbas im Massensprint vor Jasper Philipsen und Alexander Kristoff durch. Cavendish hat nun 35 Tour-Etappensiege auf dem Konto, einen mehr als der legendäre Eddy Merckx.

Das Gelbe Trikot behielt der Slowene Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der am Tag nach seinem Sieg auf der ersten Alpen-Etappe wie die weiteren Klassementfahrer mit dem Hauptfeld das Ziel erreichte.

Am Donnerstag steht eine weitere Flachetappe über 163,5 km nach Dijon an, die Favoriten auf den Gesamtsieg sind wieder am Freitag beim Einzelzeitfahren nach Gevrey-Chambertin gefragt.

Vorschau auf die fünfte Etappe

Saint-Jean-de-Maurienne - Saint-Vulbas (177,4 km)

Die Tour verlässt die Alpen bereits nach einem Tag – allerdings nur vorübergehend. In der Schlusswoche kehrt das Peloton zurück ins Gebirge und fährt die Entscheidung im Kampf um das Gelbe Trikot aus. Zunächst geht es aber nordwärts, dabei kommen am Mittwoch wieder die Sprinter zum Zug. Die fünfte Etappe führt über 177,4 durch die Landschaft Savoyen und dürfte in Saint-Vulbas in einer Massenankunft enden.

Die deutschen Hoffnungsträger Phil Bauhaus und Pascal Ackermann werden erneut auf ihre Chance lauern, nachdem es beim ersten Sprint in Turin am Montag nicht zum Sieg gereicht hatte. Top-Kandidaten auf den Tageserfolg sind der Belgier Jasper Philipsen, Ex-Weltmeister Mads Pedersen und Turin-Etappensieger Biniam Girmay.

In Saint-Jean-de-Maurienne startete zuletzt vor fünf Jahren eine Etappe. Wegen widriger Witterungsbedingungen wurde sie abgebrochen, der Kolumbianer Egan Bernal übernahm Gelb und gab es bis Paris nicht mehr ab. Saint-Vulbas ist erstmals Etappenort der Tour de France. Im Gemeindegebiet liegt das Kernkraftwerk Bugey.

„Haben große Eier“: Pogacar schwärmt von Politt und Co.

Das Lob des Chefs galt auch Nils Politt. Bei der Analyse seines Gipfelsturms am Col du Galibier schwärmte Tour-Spitzenreiter Tadej Pogacar von seinem Team - und hatte dabei auch den deutschen Radprofi im Kopf. „Von Briancon bis zum Gipfel des Galibier herrschte wirklich starker Gegenwind. Wenn man dann vorne fahren will, braucht man große Eier, so wie wir heute“, sagte Pogacar nach der vierten Etappe der 111. Frankreich-Rundfahrt.

Sein Team UAE Emirates habe gezeigt, „dass wir hier eine der stärksten Mannschaften haben. So zu fahren, ist verrückt. Wir müssen so weitermachen“, sagte Pogacar. Seine Teamkollegen hatten am 23 km langen Galibier-Anstieg viel Führungsarbeit verrichtet und die Konkurrenz zermürbt, auch Politt fuhr lange an der Spitze.

Pogacar setzte dann vor dem Gipfel die entscheidende Attacke und raste in der Abfahrt ins Gelbe Trikot. Von einer Vorentscheidung wollte der Slowene aber nichts wissen. „Es ist nichts wirklich entschieden. Sicherlich sieht man das Niveau der Konkurrenz ein bisschen. Aber in drei Wochen kann viel passieren“, sagte Pogacar.

Vor allem vor Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Visma-Lease a Bike), dem Dritten der Gesamtwertung, ist der Respekt groß. „Ich sehe Jonas super, super gut. Er ist in Topform. Wir werden von Tag zu Tag sehen“, sagte Pogacar.

+++2. Juli+++

Pogacar gewinnt erste Alpen-Etappe der Tour und holt Gelb

Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Emirates) hat die erste Alpen-Etappe der 111. Tour de France gewonnen. Der Tour-Champion von 2020 und 2021 setzte sich am vierten Tag der Frankreich-Rundfahrt bei der Fahrt über den 2642 m hohen Galibier nach 139,6 km in Valloire vor Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) und seinem spanischen Teamkollegen Juan Ayuso durch.

Vorschau auf die vierte Etappe

Pinerolo - Valloire (Frankreich/139,6 km)

Nach dem „Antesten der Beine“ am Auftaktwochenende in Italien liefert die vierte Etappe erstmals wirklich Klarheit über die Form der Top-Favoriten. Von Pinerolo führt der Kurs nach Valloire in den französischen Alpen - und dabei über den 2642 m hohen Col du Galibier, einen der mythischen Rundfahrt-Gipfel.

23 km lang ist die Fahrt auf den Berg, auf dessen Spitze noch immer Schneemassen liegen. Mit viel Aufwand wurde die Straße freigeräumt, alles ist bereit für das Kräftemessen der Top-Favoriten um Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard. Die durchschnittliche Steigung des Galibier ist mit 5,1 Prozent vergleichsweise gering, die steilsten Abschnitte sind auf den letzten Kilometern zu bewältigen.

Kommt die Gruppe der Favoriten dort zuerst an, dürfte Pogacar eine seiner explosiven Attacken setzen: Neben dem mit 5000 Euro dotierten „Souvenir Henri Desgrange“ geht es auch um Bonussekunden für die Gesamtwertung. Die Kletterei beginnt aber schon vor dem Galibier: Der Anstieg nach Sestriere läutet den Tag ein, der Col de Montgenevre (beide 2. Kategorie) liegt kurz hinter der Landesgrenze.

Pinerolo ist zum zweiten Mal Etappenort der Tour. 2011 siegte der Norweger Edvald Boasson Hagen. Die berühmteste Persönlichkeit ist weltbekannt - dabei kennt niemand ihre Identität: Der „Mann mit der eisernen Maske“ wurde am 24. August 1669 in der Festung von Pinerolo als Staatsgefangener von Ludwig XIV. inhaftiert. Er starb im November 1703 in der Bastille in Paris.

Derartige Dramen sind aus Valloire nicht überliefert. Allerdings hat die Tour ihre Historie in Dorf, das zwischen dem Col du Galibier und dem Col du Telegraphe liegt. 1972 siegte hier der große Eddy Merckx im Gelben Trikot. Letzter Etappensieger in Valloire ist der Kolumbianer Nairo Quintana (2019).

Girmay schreibt Geschichte: „Alles ist möglich“

Die väterlichen Worte aus der Kindheit in Eritreas Hauptstadt Asmara klingen Biniam Girmay noch immer in den Ohren. Wie stets im Juli lief im Hause Girmay die Tour de France, Peter Sagan und Mark Cavendish gewannen die Etappen, und der junge Biniam wollte sein wie sie. „Glaub an dich“, gab ihm sein Vater mit auf den Weg, „arbeite hart. Alles ist möglich.“

Am Montag nun, über ein Jahrzehnt danach, sprach Biniam Girmay eigene Worte der Inspiration. Aus Turin, wo der inzwischen 24-Jährige als erster schwarzer Tour-Etappensieger aus Afrika Radsport-Geschichte schrieb, gingen sie hinaus in die Welt. „Nun wird jeder glauben, dass afrikanische Fahrer alles erreichen können“, sagte Girmay, der wie die großen Vorbilder im Sprint siegte: „Es bedeutet mir sehr viel, vor allem für den Kontinent.“

In Asmara, wo Girmay 2000 geboren wurde, sorgte dessen Coup für Volksfeststimmung. „Es wird ein Spektakel werden“, sagte Girmay über die erwarteten Feierlichkeiten in Bars und auf den Straßen. Im krisengeschüttelten ostafrikanischen Land - im „Human Development Index“, der Gesundheit, Bildung und Einkommen misst, liegt Eritrea auf Rang 175 unter 193 Staaten - ist Radsport die ganz große Nummer. Ein Relikt der italienischen Kolonialherrschaft.

Die Bedingungen in Eritrea ähneln auffallend jenen in Kolumbien, dem größten „Exporteur“ von Toptalenten: Girmay kann daheim bei mildem Wetter und in Höhenlagen ab 2300 m trainieren. Gleiche Bedingungen finden sich in Äthiopien und Kenia.

Aus Ost- und Zentralafrika könnte sich ein Radsport-Boom auf höchstem Niveau entwickeln - bislang finden sich unter den rund 524 Profis in den 18 WorldTour-Teams gerade einmal fünf schwarze Afrikaner, vier davon aus Eritrea. Das Potenzial des Kontinents, der 2025 (Ruanda) erstmals die Straßen-WM ausrichtet, ist gewaltig.

Ausgeschöpft wird es bisher nicht. „Es gibt viele Hindernisse“, sagte Girmay, „es ist nicht einfach.“ Der Weltverband UCI habe damit begonnen, afrikanische Talente in das Development-Team aufzunehmen. „Das muss fortgesetzt werden, damit sie an den europäischen Rennen teilnehmen können“, sagte Girmay und appellierte an die Teams: „Der Radsport ist jetzt globaler. Die Teams müssen sich nach jungen Talenten außerhalb Europas umsehen.“

Das Team Intermarche-Wanty, zu dem bei der Tour auch der Deutsche Georg Zimmermann gehört, ist ein Vorreiter. Girmay fährt seit 2021 für die belgische Equipe. Nach dem Sieg bei Gent-Wevelgem und einem Etappenerfolg beim Giro d'Italia (beide 2022) erntet die Equipe nun vollends die Früchte dieser Arbeit.

„Ich hoffe, dass dies die Schleusen für mehr Fahrer aus Afrika öffnen wird“, sagte Sportdirektor Aike Visbeek: „Jetzt kann die Welt sehen, was möglich ist, wenn man diesen Jungs eine Chance gibt.“

Einer, zu dem man aufsehen kann, ist Biniam Girmay nun selbst. Das hat auch Mark Cavendish erkannt, der in Turin nicht in den Sprint eingreifen konnte: „Er ist jetzt eine Legende.“

Mintzlaff über Rad-Einstieg: „Irgendwann die Tour gewinnen“

Oliver Mintzlaff hat sich als Geschäftsführer von Red Bull beim Grand Départ der Tour de France persönlich ein Bild vom neuen Sport-Investment des Getränkekonzerns verschafft - und wurde offenbar nicht enttäuscht. „Das ist eines der größten Sportereignisse der Welt, eine tolle Veranstaltung. Wir sind froh, dass wir dabei sind“, sagte Mintzlaff der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben uns lange damit beschäftigt, ob das was für uns ist. Das ist es. Radsport ist für uns nichts Neues. Wir sind mit Red Bull schon lange im Radsport aktiv. Jetzt ein Team mitzubesitzen, ist für uns eine neue Ära.“

Seit vergangenen Mittwoch trägt der deutsche WorldTour-Rennstall den Namen Red Bull-Bora-hansgrohe, auf dem Teambus sind auch schon die Roten Bullen zu sehen. Es soll der Beginn einer weiteren Erfolgsgeschichte sein. „Das Team hat schon unter Ralph Denks Verantwortung viel gewonnen. Etappen bei der Tour, den Giro zuletzt. Daher weiß man schon, was es heißt, große Rennen zu gewinnen. Aber die Tour ist die Tour. Natürlich ist das mittelfristige Ziel, irgendwann die Tour zu gewinnen“, betonte Mintzlaff.

Es gehe aber nicht allein darum, die Tour zu gewinnen. „Wir wollen gemeinsam etwas aufbauen, wir wollen gemeinsam in den Nachwuchs investieren. Das sind viele kleine Ziele, die wir uns setzten. Natürlich ist der Toursieg das, was alles überstrahlt. Aber wir werden es nicht daran messen, ob wir die Tour gewonnen haben oder nicht“, erklärte Mintzlaff.

Durch die Zusammenarbeit mit Red Bull spielt das Team zukünftig in einer Liga mit Teams wie UAE oder Ineos, die ein Budget von rund 50 Millionen Euro zur Verfügung haben. Mit dem Geldkoffer wolle man aber nicht auf Einkaufsjagd gehen, wie Denk betonte: „Was ich ausschließen kann, ist, dass wir Pogacar oder Vingegaard ein Angebot machen. Das ist nicht unsere Absicht. Die Jungs haben die Tour schon gewonnen, das ist nicht der Ansatz von Red Bull-Bora-hansgrohe in Zukunft. Am schönsten wäre es, wenn wir einen jungen Sportler entdecken und entwickeln und er dann in drei, vier Jahren für uns die Tour de France gewinnt“, sagte Denk der dpa.

Zimmermann über Girmay: „Unmögliche Sachen möglich machen“

Nach dem sensationellen Etappensieg von Biniam Girmay bei der Tour de France war sein deutscher Teamkollege Georg Zimmermann voll des Lobes. „Biniam ist einer, der kann unmögliche Sachen möglich machen. Er ist immer für eine Überraschung gut und kann an gewissen Tagen über sich hinauswachsen“, sagte Zimmermann, nachdem der 24 Jahre alte Sprinter am Montag die dritte Tour-Etappe gewonnen und für den ersten Sieg eines Radprofis aus Eritrea gesorgt hatte.

„Es hat eine Zeit gebraucht, bis er den großen Erwartungen gerecht geworden ist. Jetzt sind alle, die an ihn gezweifelt haben, eines Besseren belehrt worden“, ergänzte der Augsburger, der seit 2021 mit Girmay bei Intermarché-Wanty zusammenfährt. „Er ist sehr angenehm. Wir hatten immer eine gute Zeit.“

Girmay hatte 2022 bereits den Klassiker Gent-Wevelgem und eine Etappe beim Giro d'Italia gewonnen. Nun folgte der Tour-Coup. „Wir probieren es schon recht lange, einen Etappensieg bei der Tour de France auf die Beine zu stellen. Wir waren dreimal knapp dran. Jetzt hat es geklappt. Ich glaube, dass es sich langsam angebahnt hat“, sagte Zimmermann, der im vergangenen Jahr selbst einmal Zweiter in Issoire geworden war.

+++1. Juli 2024+++

Der eritreische Radprofi Biniam Girmay hat als erster Profi aus Eritrea eine Etappe der Tour de France gewonnen. Der 24-Jährige rauschte schier unaufhaltsam in Turin an Tag drei der Landesrundfahrt zum Sieg. Nach den 230,8 flachen Kilometern zwischen Piacenza und der nördlichen Metropole Turin siegte der Sprinter aus dem Team um den Augsburger Georg Zimmermann überraschend vor dem Kolumbianer Fernando Gaviria und dem Belgier Arnaud de Lie. Es war der erste Sieg für das Intermarché-Team.

Das Gelbe Trikot des Gesamtersten übernahm Richard Carapaz von Superstar Tadej Pogacar. Der Ecuadorianer profitierte davon, dass er auf der Sprintetappe einige Plätze vor Pogacar lag. Insgesamt waren in der Gesamtwertung vor der Etappe vier Fahrer gleichauf. Bei der Ermittlung des Gesamtersten liegt daher der Radprofi vorn, der im Schnitt die besten Platzierungen vorzuweisen hat.

Am Dienstag könnte sich die Gesamtwertung größer verändern, wenn es über den 2642 Meter hohen Tour-Klassiker Col du Galibier geht. Insgesamt warten bei der Rückkehr nach Frankreich 139,6 Kilometer von Pinerolo nach Valloire.

Erster Rückschlag: Roglic „nicht auf Augenhöhe“

Primoz Roglic riss sein Trikot auf und leerte seine Trinkflasche bis auf den letzten Schluck, dann rollte der große Verlierer des ersten Tour-Wochenendes zum Mannschaftsbus des deutschen Teams Red Bull-Bora-hansgrohe. „Ich wollte natürlich mit den Spitzenfahrern dabei sein, aber ich hatte nicht die Beine. Ich muss es nehmen, wie es ist“, sagte Roglic in der ARD.

Bei einer Attacke von Tadej Pogacar, dem neuen Träger des Gelben Trikots, hatte Roglic an der Cote de San Luca in Bologna den Anschluss verloren. Anders als Titelverteidiger Jonas Vingegaard und Mitfavorit Remco Evenepoel büßte der Slowene auf der zweiten Tour-Etappe am Sonntag als einziger Topfahrer Zeit ein. Sein Rückstand in der Gesamtwertung beträgt 21 Sekunden.

Die Tour hat Roglic dadurch nach zwei von 21 Etappen nicht verloren. Dennoch sei das Ergebnis ein „erster Indikator“, gestand Teamchef Ralph Denk: Im entscheidenden Moment sei Roglic „nicht auf Augenhöhe“ gewesen: „Wir müssen darüber reden, was die Ursache war. Es hätte besser laufen können.“ Sportdirektor Rolf Aldag wollte das Abschneiden nicht überbewerten: „Wenn das unser schlechter Tag für die Tour war, können wir damit leben.“

Einen schlechten Tag kann sich Roglic am Dienstag nicht leisten. 20 km vor dem Ziel wird der 2642 m hohe Galibier überquert, einer der mythischen Rundfahrt-Gipfel.

+++30. Juni+++

Vauquelin gewinnt zweite Tour-Etappe - Pogacar übernimmt Gelb

Der französische Radprofi Kevin Vauquelin hat die zweite Etappe der 111. Tour de France gewonnen. Der 23-Jährige setzte sich am Sonntag beim komplett innerhalb Italiens verlaufenen Teilstück über 199,2 km von Cesenatico nach Bologna aus einer Ausreißergruppe heraus vor Jonas Abrahamsen (Norwegen/Uno-X Mobility) und Quentin Pacher (Frankreich/Groupama-FDJ) durch.

Der slowenische Mitfavorit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) übernahm bereits das Gelbe Trikot vom Auftaktsieger Romain Bardet (Frankreich). Die weiteren Topstars Jonas Vingegaard (Dänemark) und Remco Evenepoel (Belgien) verloren im Gegensatz zu Primoz Roglic (Slowenien) vom deutschen Team Red Bull-Bora-hansgrohe keine Zeit.

Am Montag steht in Turin voraussichtlich der erste Massensprint an, ehe es bereits am Dienstag in die erste Alpenetappe und am Galibier in den ersten großen Schlagabtausch der Favoriten geht.

Vingegaard nach Tour-Auftakt zufrieden

Jonas Vingegaard war zufrieden. Die große Ungewissheit, mit der der Titelverteidiger in die 111. Tour de France gestartet war, war nach der guten Auftaktetappe verflogen. „Ich bin glücklich damit, wie es gelaufen ist. Darauf kann ich aufbauen und positiv auf die nächsten drei Wochen blicken“, sagte Vingegaard nach fordernden 206 km zwischen Florenz und Rimini.

Die Etappe über sieben mittelschwere Bergwertungen hatte der Däne vom Team Visma-Lease a bike als 16. beendet, Zeit auf seinen großen Herausforderer Tadej Pogacar (4.) verlor er nicht. „Weil ich so lange nicht gefahren bin, hatte ich die meiste Sorge davor, dass ich nicht stark genug sein könnte“, sagte Vingegaard: „Ich habe die Beine, um das Klassement zu fahren. Ob ich die Beine habe, um um den Sieg zu fahren, weiß ich noch nicht.“

Vingegaard bestritt am Samstag sein erstes Rennen seit seinem schweren Sturz auf der vierten Etappe der Baskenland-Rundfahrt Anfang April. Auf der zweiten Tour-Etappe am Sonntag nach Bologna (199,2 km) sind erneut seine Kletterqualitäten gefragt. „Es wird anders, explosiver. Aber ich habe viel Selbstvertrauen getankt. Ich werde mein Bestes geben.“

„War so heiß“: Tour der Leiden für Altstar Cavendish

Der Ex-Weltmeister muss sich auf der ersten Tour-Etappe übergeben und kann dem Tempo nicht mehr folgen. Er schafft es aber ins Ziel und darf weiter vom alleinigen Tour-Rekord träumen.

+++29. Juni 2024+++

Bardet gewinnt erste Etappe und holt Gelb

Radprofi Romain Bardet hat die Auftaktetappe der 111. Tour de France gewonnen. Der 33 Jahre alte Routinier aus Frankreich siegte am Samstag auf den 206 Kilometern zwischen Florenz und Rimini vor seinem jungen Teamkollegen Frank van den Broek aus den Niederlanden. Beide rollten als Ausreißer wenige Sekunden vor dem Hauptfeld über den Zielstrich. Der Belgier Wout van Aert kam als Dritter ins Ziel. Bardet holte seinen vierten Tour-Erfolg.

Nach dem erstmaligen Start der dreiwöchigen Landesrundfahrt in Italien übernahm Bardet das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Ein erster großer Schlagabtausch zwischen den Top-Favoriten um Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard blieb aus.

Die Profis mussten gleich zu Beginn eine anspruchsvolle Strecke und massive Hitze bewältigen. Der 39 Jahre alte Sprint-Star Mark Cavendish fiel schon vor dem ersten von sieben Anstiegen des Tages deutlich zurück und quälte sich über den größten Teil der insgesamt 3600 Höhenmeter. Cavendish drohte bei einem Abstand zur Spitze von mehr als 32 Minuten aus dem Zeitlimit zu fallen.

Am zweiten Tour-Tag gehen die Profis am Sonntag in Cesenatico an den Start. Die Stadt ist der Geburtsstadt des 2004 verstorbenen Tour-de-France-Siegers Marco Pantani. Die Etappe endet nach 199,2 Kilometern und einigen kurzen, aber knackigen Anstiegen in Bologna. Dort könnte ein Ausreißer mit Allrounder-Qualitäten siegen. Möglicherweise kommt es auch zu einem ersten Kräftemessen der Favoriten.

+++28. Juni+++

Nils Politt: Der Schlüsselrollenspieler

Für Tadej Pogacars Traum vom Eintrag in die Radsport-Geschichtsbücher geht Nils Politt über die Schmerzgrenze. Er wird leiden müssen, dessen ist sich der deutsche Radprofi bewusst. Der Preis, den es zu gewinnen gibt, ist Politt aber alle Strapazen wert. „Ich freue mich riesig auf die Aufgabe“, sagte Politt dem SID vor dem Start der 111. Tour de France: „Gerade mit einem Fahrer wie Tadej in den Reihen ist das etwas ganz Besonderes und extrem Schönes.“

Pogacar hat die Große Schleife schon zwei Mal gewonnen, in diesem Jahr peilt der Slowene nach zwei zweiten Plätzen die Rückkehr auf den Tour-Thron an, nach dem Erfolg bei der Italien-Rundfahrt in Mai soll das seltene Giro-Tour-Double gelingen. Politt spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Cavendish locker auf Rekordjagd: „Nichts zu verlieren“

Der britische Radstar Mark Cavendish geht ohne Druck in seine letzte Tour und den Kampf um den alleinigen Siegrekord. „Ich habe nichts zu verlieren“, sagte der 39-Jährige einen Tag vor dem Start der 111. Frankreich-Rundfahrt in Florenz: „Aber wir wären nicht hier, wenn wir denken würden, dass es nicht möglich ist.“

Der Sprinter des Astana-Teams teilt sich mit 34 Etappensiegen die Bestmarke mit dem legendären Belgier Eddy Merckx. Eigentlich hatte Cavendish seine Karriere Ende des vergangenen Jahres beenden wollen. Weil er aber bei der Tour 2023, auf deren siebter Etappe er knapp von Jasper Philipsen (Belgien) geschlagen wurde, frühzeitig verletzungsbedingt aussteigen musste, hängte der Mann von der Insel noch eine Saison dran.

„Ich glaube, ich bin dieses Jahr besser vorbereitet als vergangenes“, sagte Cavendish, der auch diesmal wieder auf den 2023 überragenden Philipsen (vier Etappensiege und Grünes Trikot) trifft.

Cavendish, der unlängst von König Charles zum Ritter ernannt wurde und sich nun Sir Mark nennen darf, hat in diesem Jahr je eine Etappe bei der Kolumbien- und Ungarn-Rundfahrt gewonnen. In seiner Karriere siegte Ex-Weltmeister „Cav“ bei 163 Rennen, nur Merckx (276) war besser.

Kraftprobe beim Auftakt in Italien

Gleich zum Auftakt der Tour de France steht für die Radprofis eine anspruchsvolle Etappe bevor. Ganze 3600 Höhenmeter müssen die Rennfahrer nach dem Start in Florenz am Samstag bewältigen. Das hat es laut Angaben der Veranstalter noch nie zuvor bei einer Tour-Eröffnung gegeben.

Zum ersten Mal startet die 111. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt in Italien. Bei der hügeligen Strecke mit 206 Kilometern, die unter anderem durch die Toskana führt, sind vier Anstiege der dritten und drei der zweiten Kategorie im Programm.

An Tag zwei der Tour de France sind die Radprofis in der Emilia-Romagna unterwegs. Die Fahrer starten am Sonntag in Cesenatico, der Geburtsstadt des 2004 verstorbenen Tour-de-France-Siegers Marco Pantani. Auf dem Programm steht unter anderem die Formel-1-Rennstrecke in Imola, ehe die Etappe nach 199,2 Kilometern in Bologna endet. Dort könnte nach dem leichten Auf und Ab mit einigen kurzen, aber knackigen Anstiegen ein Ausreißer mit Allrounder-Qualitäten gewinnen.

Zimmermann in Gelb? „Ich würde nicht Nein sagen“

Georg Zimmermann ging in die Tiefenrecherche. Vor dem Start der 111. Tour de France wagte der deutsche Radprofi einen Blick in die Geschichtsbücher der Frankreich-Rundfahrt und studierte die Ergebnisse der Auftaktetappen der vergangenen zehn Ausgaben der Frankreich-Rundfahrt.

Ob seither eine Fluchtgruppe das Ziel der ersten Etappe erreicht hat, wollte Zimmermann wissen. Die Antwort fiel ernüchternd aus. „Ich konnte keine Etappe finden. Aber es kann immer ein erstes Mal geben. Zum Gelben Trikot würde ich nicht Nein sagen“, sagte Zimmermann dem SID.

Tour-Jubiläum für Degenkolb

Wenn die Tour de France am Samstag in Florenz losrollt, feiert Altstar John Degenkolb mit der zehnten Teilnahme ein kleines Jubiläum. „Da bin ich auf jeden Fall stolz drauf. Überhaupt zehn Jahre Profi zu sein, ist eine Marke, die man erst einmal erreichen muss“, sagte der 35-Jährige der Deutschen Presse-Agentur und fügte hinzu: „Da kehrt bei der Tour auch nach dem zehnten Mal keine Routine ein. Das ist auch für so einen alten Fuchs wie mich aufregend und spannend.“

Ein Etappensieg sei zwar immer „ein Traum“, Degenkolb sieht aber auch seine veränderte Rolle im DSM-Team als Road Captain. „Ich bin nicht mehr der, der Tag für Tag die Möglichkeit hat, auf Sieg zu fahren. Ich versuche die Mannschaft so vorzubereiten, meine Erfahrung so zu teilen, dass wir das Maximum aus jedem Rennfahrer rausholen“, sagte der Klassiker-Spezialist, der 2018 die Tour-Etappe nach Roubaix gewonnen hatte.

Pogacar Top-Favorit bei den Buchmachern

Sportwettenanbieter bwin erwartet bei der am Samstag beginnenden Tour de France ein erneutes Duell zwischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard und Herausforderer Tadej Pogacar. Giro-Champion Pogacar wird dabei etwas stärker eingeschätzt. Schafft der Slowene vom Team UAE Emirates das seltene Giro-Tour-Double, zahlt bwin das 1,53-fache des Einsatzes zurück. Die Quote des Dänen Vingegaard, der nach einem Sturz im April eine komplizierte Vorbereitung hinter sich hat, liegt bei 3,25.

Pogacars Landsmann Primoz Roglic, der das deutsche Top-Team Red Bull-Bora-hansgrohe anführt, ist als Außenseiter mit einer Quote von 9,00 notiert.

Geschke und seine letzte Große Schleife vor dem Radruhestand

Der baldige Rad-Ruheständler Simon Geschke blickt lässig auf seine letzte Teilnahme an der Tour de France. „Ich gehe sehr entspannt in die Tour. Ich bin 38, niemand erwartet große Leistungssprünge von mir“, sagte der Radprofi der Deutschen Presse-Agentur. Zum zwölften Mal geht der Freiburger bei der Großen Schleife an den Start. Die 111. Auflage der französischen Landesrundfahrt beginnt am Samstag in Florenz.

Noch einmal den Wind in den Pyrenäen spüren, das Alpenpanorama genießen und dann nach drei Wochen Schinderei gesund und glücklich den Zielstrich an der Côte d'Azur überqueren: Geschke will noch einmal alles um sich herum aufsaugen - und vor allem „verletzungsfrei bleiben“.

Doch es soll keine sportliche Spaßveranstaltung werden. „Ich will eine ähnlich gute Leistung wie beim Giro zeigen“, stellte er klar: „Es soll nicht nur eine Abschiedsrunde werden.“ Geschke, der zum Jahresende aufhört, ist als Helfer für seine Teamkollegen eingeplant. Jedoch bekommt er daneben eigene Freiheiten für Ausreißergruppen.

Corona-Angst bei der Tour: Masken wieder angesagt

Kurz vor dem Start der Tour de France geht plötzlich wieder die Corona-Angst um. Superstar Tadej Pogacar hatte es gerade erst in der Vorbereitung erwischt, wenngleich der Verlauf milde gewesen sein soll. Für viele Teams aber doch Warnung genug, längst verstaubte Corona-Protokolle wieder herauszuholen. So präsentierte sich der belgische Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel, einer der Mitfavoriten vor der am Samstag in Florenz beginnenden Frankreich-Rundfahrt, mit einer roten Maske. Und im Team des dänischen Titelverteidigers Jonas Vingegaard gehören neben den Masken auch wieder PCR-Tests und Handdesinfektionen zum Standardprogramm.

„Ich möchte den Leuten keine Angst machen, dass ich krank bin. Mir geht es gut, aber ich bin vorsichtig“, sagte Jungstar Evenepoel und fügte hinzu: „Wir treten hier mit vielen Menschen in Kontakt. Ich möchte die Tour nicht wie den Giro im letzten Jahr beenden.“ 2023 war Evenepoel am ersten Ruhetag als Träger des Rosa Trikots nach einer Infektion ausgestiegen. Das soll sich nicht wiederholen.

In Vingegaards Team Visma-Lease a bike hat Corona bereits im Vorfeld für einen prominenten Ausfall gesorgt. Vuelta-Champion Sepp Kuss, der als Edelhelfer für den dänischen Sieger von 2022 und 2023 vorgesehen war, hatte das Virus schwerer getroffen. „Sepp ist sehr wertvoll. Wir vermissen ihn sehr. Nicht nur ich, sondern das ganze Team“, sagte Vingegaard.

Pogacar ist indes glimpflicher davon gekommen, wie er beschwichtigte: „Ich habe mich gut erholt. Covid ist nicht mehr so ernst wie damals. Ich hatte das Virus bereits. Der Körper gewöhnt sich dran. Es war nicht so schlimm und ging schnell vorbei.“ Er habe insgesamt nur einen Tag pausiert, danach sei er ein wenig auf der Rolle gefahren.

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