
Nach Schlusspfiff ertönte ordentlich Gebrüll. Die Bayern schrien sich die Erleichterung aus dem Leib - mit dem 1:0 (1:0) bei RB Leipzig hatten sie soeben für eine kleine Vorentscheidung in Sachen Deutsche Meisterschaft gesorgt.
Leon Goretzkas Tor (38.) reichte dem Rekordmeister, um die Sachsen in Schach zu halten und damit in der Tabelle zu distanzieren: Nach 27 Spieltagen hat noch kein Bundesliga-Team an der Spitze einen Sieben-Punkte-Vorsprung verspielt.
"Das war ein wichtiger Schritt Richtung Meisterschaft", meinte Manuel Neuer nach Schlusspfiff bei "Sky": "Das wollen wir uns nicht mehr nehmen lassen."
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Bei Leipzig machte sich dagegen Ernüchterung breit. "Wenn man das realistisch betrachtet und die Klasse des FC Bayern einordnen kann, dann brauchen wir jetzt hier nicht von der Meisterschaft sprechen", meinte RB-Klubboss Oliver Mintzlaff.
Drei Dinge, die uns im Spitzenspiel auffielen.
1. Choupo-Moting wie Lewandowski – eher abgemeldet
Was sich zunächst vor allem in Sachen Entlastung auszahlte: In Choupo-Moting hatte Bayern bei Leipzigs stürmischer Anfangsphase zumindest einen Zielspieler vorne drin, der auch mal ein längeres Zuspiel auf den Mann festmachen konnte. Zudem half der 32-Jährige vorbildlich im Spiel gegen den Ball, presste, wenn er musste, oder stellte Passwege gut zu.
Diesmal hatte Dayot Upamecano im Verbund mit Willy Orban (beide 67 Prozent Zweikampfquote) Choupo-Moting gut im Griff. Der Franzose foppte seinen künftigen Mitspieler sogar in einer Situation mit einem Beinschuss (20.). Der Bayern-Angreifer bekam dennoch ein Lob seines Bosses.
"Er hat seine Sache gegen die beste Abwehr der Liga ordentlich gemacht", sagte Flick. "Choupo hat heute ein großes Kompliment verdient", meinte derweil Goretzka: "Er hat super für die Mannschaft gearbeitet, die Bälle gut verteilt und gezeigt, dass er große Qualität hat."
Am Mittwoch kommt es nun zum Champions-League-Duell mit Choupo-Motings Ex-Klub Paris Saint-Germain. Gnabry wird dann ziemlich sicher ins Team rotieren – und der Deutsch-Kameruner möglicherweise wieder in die Jokerrolle schlüpfen.
2. Siegtor "Made in Germany"
Der individuellen Extraklasse eines Lewandowski beraubt, versuchte Bayern es eher über den kollektiven Ansatz. Weil Kingsley Coman und Leroy Sané auf den Außen konsequent gedoppelt wurden und kaum mal eine Eins-gegen-Eins-Situation für sich entschieden, brauchte es auch Impulse aus dem Zentrum.
Das Tor des Tages war dann eine solche Aktion – und zwar "Made in Germany": Joshua Kimmich und Niklas Süle spielten nach einem Freistoß an der Mittellinie zunächst Doppelpass, ehe Kimmich Thomas Müller in den Strafraum starten sah und ihn im perfekten Moment longline bediente. Eine Ballannahme und eine schnelle Körperdrehung später hatte Müller die perfekte Position, um den Ball in den Rücken der Abwehr auf Leon Goretzka zu legen, der humorlos einnetzte (38.).
"Man sieht in der Szene: Die wissen, wie es funktioniert. Das ist ein tolles Tor", meinte "Sky"-Experte Lothar Matthäus, der sogleich dafür votierte, das Trio Kimmich/Goretzka/Müller auch bei der EM für Deutschland einzusetzen: "Das ist für mich vielleicht die Optimallösung, auch wenn man Kroos und Gündogan hat. Man kennt sich aus dem Training, da herrscht blindes Verständnis."
Leon Goretzka herzt Vorlagengeber Thomas Müller - RB Leipzig vs. FC Bayern München
Fotocredit: Getty Images
Kimmich, Goretzka und Müller waren es auch, die Bayern nach starken Leipziger 20 Minuten auf Kurs brachten. Vor allem Kimmichs zunehmende Pressingresistenz und Ballsicherheit im Zentrum half den Münchnern ins Spiel. Zudem überzeugte er einmal mehr als "Quarterback" mit besonderem Gespür für den richtigen Ball in die Tiefe – so wie beim 1:0.
Bei Leipzig sorgte die Szene des Spiels dagegen für lange Gesichter. "So dürfen wir das Tor nicht kriegen", bemängelte Trainer Nagelsmann: "Wir hatten mehrfach die Situation angesprochen. Wir müssen den tiefen Laufweg einfach begleiten." Und Marcel Sabitzer konstatierte bitter: "Das war der kleine Unterschied."
3. Vernagelt, Mann!
Der FC Bayern ist diese Saison nicht unbedingt für die präziseste Abwehrarbeit bekannt, hielt in Leipzig aber die Null - was schon auch ein bisschen daran lag, dass RB ohne echten Stürmer spielte und so lange keine wirkliche Strafraumpräsenz hatte. Emil Forsberg mühte sich zwar nach Kräften als falsche Neun, die Bayern zu pressen und bei Ballbesitz sofort die Sturmspitze zu besetzen, kam aber nicht ein einziges Mal zum Abschluss.
Leipzigs 4-1-4-1, das gegen den Ball zum 3-4-3 wurde, war in Sachen Positionsspiel gut austariert, im Umschaltspiel fehlte aber der Punch.
Weil Leipzig Manuel Neuer in der ersten Halbzeit so gar nicht in Verlegenheit brachte, warf Nagelsmann in der Pause Justin Kluivert für Forsberg ins Spiel. Prompt änderte sich die Präsenz der Leipziger an und im Sechzehner: zwischen der 48. und 59. Minute lautete das Torschussverhältnis 8:0 für die Hausherren.
Doch wie schon in den Achtelfinalpartien der Champions League gegen den FC Liverpool (0:2, 0:2) fehlte es RB auf Höchstniveau an Durchschlagskraft und Präzision. So hätte zum Beispiel Dani Olmos Schuss - wie einige andere - zwingend aufs Tor gehen müssen (52.).
"Da war viel Alarm", meinte Mintzlaff: "Wir hatten große Chancen, von der du eine machen musst." So aber musste Neuer nur zwei Bälle parieren und war nur zu einer einzigen Glanztat (Fernschuss Sabitzer, 59.) gezwungen.
Dass Nagelsmann seine müde gelaufenen Mannen in der Schlussphase dann doch noch um drei echte Stürmer – Yussuf Poulsen, Alexander Sörloth (beide 74.) und Hee-Chan Hwang (82.) – ergänzte, änderte nichts mehr: alle drei blieben ohne nennenswerte Offensivszene. Weil der RB-Coach damit auch das taktische Gefüge auflöste, kam Bayern sogar wieder zu mehr Entlastung.
Im Grunde reichte den Gästen aber eine gute Phase von 20 Minute gegen Ende der ersten Halbzeit, um das Top-Spiel auswärts zu gewinnen. Und das sagt dann auch schon viel aus.
"Es täte uns schon gut, wenn wir einen Goalgetter hätten - haben wir aber nicht", meinte Nagelsmann nach der Partie bei "Sky" und spielte damit darauf an, dass niemand bei Leipzig die Torjägerdienste von Timo Werner übernommen hat. Kam Werner in der Vorsaison noch auf 28 Ligatore, hat in der laufenden Saison kein Leipziger mehr als sechs.
Und so rechnete Nagelsmann vor: "Wir haben 31 Tore weniger als in der Vorsaison, das kommt nicht von ungefähr. Wir müssen daran arbeiten, die Dinge, die wir uns erspielen, kaltschnäuziger zu verwerten. Wir waren heute eher besser als der Gegner, waren in allen statistischen Werten besser, aber wir arbeiten sehr viel und am Ende kommt zu wenig dabei raus."
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