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Popstar Forster 2019 in Berlin
Foto: Frank Hoensch / Getty ImagesMehr als 50 Prozent der Menschen in Deutschland sind vollständig geimpft – und ganz langsam glaubt man auch in der Musikbranche, dass die Zeit der qualvollen Strandkorb- und Autokinokonzerte vielleicht endlich zu einem Ende kommen könnte. Die großen Künstler bringen prophylaktisch ihre Post-Corona-Alben raus. Er leide schon an körperlichen Entzugserscheinungen, bekannte Singer-Songwriter Mark Forster am Ende seines gestrigen First-Listen, das Apple Music zu seinem heute erschienen Album »Musketiere« veranstaltet hatte. So viel vorab: Forsters neues Album ist wieder gemächlicher Deutschpop, der aber an wenigen Stellen milde ausbricht, zum Beispiel der Song »Leichtsinn« mit dem großartigen Duo »KitschKrieg«.
Eine virtuelle Listening Party bedeutete in diesem Fall, die neuen Songs wurden kurz angespielt, ausgewählte Fans erschienen im Stream und durften Fragen stellen, und ein Moderator sagte »crazy« oder »mega interessant«, nachdem Forster die Fragen beantwortet hatte. Trotz allem auch Routine im Leben eines großen Popmusikers, der seit über zehn Jahren im Geschäft ist.
Und weil Forster einer der unaufgeregtesten Künstler seiner Branche ist, lief alles anders ab, als bei einem der aufgeregtesten Musiker unserer Gegenwart: Kanye West. Dieser hatte im Juli und August zu zwei Listening Partys Tausende Zuschauer in das Mercedes-Benz Stadium in Atlanta geladen – aber ein neues Album gab es dann trotzdem nicht. Zwischendurch hatte er sich in einem kleinen Zimmer der Arena eingenistet, das stark an eine Gefängniszelle erinnerte. An der Wand war ein Countdown angebracht. Es hieß, er arbeite dort an seinem Album weiter, bis es wirklich fertig sei. In einem tonlosen Livestream konnten die Zuschauer West beim Schlafen zusehen.
Mark Forsters Album »Musketiere« kam natürlich pünktlich um null Uhr auf die bekannten Streamingportale, die Fans konnten es sich auf der Apple-Mediathek vormerken, damit es dann auch dort zur Veröffentlichung direkt erscheint. Darauf wurde in den 45 Minuten des First-Listen oft hingewiesen. Auch bei Forster gab es vorab einen Countdown, aber dieser lief nicht ins Leere, denn zur angekündigten Uhrzeit tauchte der Musiker samt Moderator auf und war ganz angekommen in der nahbaren, unbefangenen Art, mit der er sich dann durch die nächsten Minuten plauderte.
»Sie war neun«, sagt der Moderator
Via Stream stellte ein Mädchen die Frage, welche Geschichte sich hinter dem Song »Musketiere« verberge, und warum ausgerechnet dieser als Albumtitel fungiert – und Forster, ganz Profi: »Ich singe in meinen Songs maximal offen über meine geheimsten Gefühle, aber ich spreche nicht drüber.« Der Moderator sagte: »Die Schönheit der Kunst ist immer, dass sie mysteriös und unerklärlich bleibt.«
Forster fragte scherzend, wie alt das Mädchen gewesen sei, so 27 vielleicht? Er könne das immer schwer einschätzen. »Sie war neun«, sagt der Moderator. Ein Gastmusiker ist kurz im Bild zu Besuch, und der Song »Bist du Okay« wird abgespielt.
Später kam das Gespräch auf Forsters Vorbilder, ein älterer Fan wollte wissen, mit welchen Musikern der Vergangenheit er denn gern einen Song aufgenommen hätte. Die Beatles, ganz klar, so Forster, aber er könne sich auch wiederum vorstellen, in den Achtzigern mit Motörhead an einem Wochenende kurz eine Platte »zusammenzuzimmern«. Der Fan aber meinte, Peter Gabriel würde sehr gut passen, er könne ihm gleich die Kontaktadresse vermitteln. Forster sagte: »Okay, Cool.« Und der Moderator: »Wir lassen jetzt einfach die Musik sprechen.« Ein weiterer Song wurde abgespielt, Forster sang: »Ich schreib für dich einen Hit und alle singen mit, doch der muntert dich nicht auf.«
Immer wieder, wenn es nichts mehr zum Artwork oder dem »kompromisslosen Sound« eines Feature-Parts zu sagen gab, wurden exaltiert winkende Fans in kleinen, mittlerweile bekannten Kästchen eingeblendet und erinnerten an das Draußen, das doch bald wieder stattfinden soll.
Für November sei eine Tour geplant, sagte Forster dann auch gegen Ende seines Live-Streaming-Events. Man habe sie bisher dreimal verschieben müssen. Und für dieses Album sei er auch nicht wie sonst um die Welt gereist, er habe es hauptsächlich in Berlin aufgenommen. Es sei dadurch anders als die Vorgänger. Gleichzeitig habe er auch gelernt, dass man echte Gefühle und Abenteuer zu Hause finden könne. Der Moderator fragt Forster: »Ein intimeres Album als sonst?« »Vielleicht sitze ich bei der nächsten Platte nur noch allein in einem Zimmer«, sagte Forster, und: »Ich hoffe, dass ich euch bald wieder in echt sehen kann.«
Der Hit »Übermorgen« wurde gespielt. Der Stream ist beendet.
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