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Max Verstappen gewinnt trotz Problemen bei Red Bull Formel-1-Rennen in Imola - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Mann ist omnipräsent. Als Max Verstappen am Sonntag als Erster die Ziellinie des Großen Preises der Emilia Romagna überfahren hatte, gratulierte Teamchef Christian Horner: „Das war ein hartes, starkes Rennen, Gratulation. Ich höre, du hast heute zwei Rennen gewonnen.“ Horners Blick auf die zweite Siegertour bezog sich auf die für ihn entscheidende reale Welt in der Formel 1, wo sein Chefpilot den Engländer Lando Norris im McLaren um 0,7 Sekunden nach rund 300 Kilometern auf der Rennstrecke von Imola hinter sich ließ.

Dritter wurde, 7,9 Sekunden zurück, der Ferrari-Pilot Charles Leclerc vor Oscar Piastri im zweiten McLaren und Carlos Sainz (Ferrari). Der einzige Deutsche im Feld, Nico Hülkenberg, kam enttäuscht als Elfter ins Ziel.

Verstappen machte die unübersehbare Leistungsverdichtung in der Königsklasse am Wochenende unter den ersten drei Teams zu schaffen: „Oh ja, ich musste ziemlich aufpassen. Das Reifenmanagement war schwierig in den letzten zehn Runden. Da gab's nur noch Vollgas, sehr schwierig. Wenn die Reifen nicht mehr richtig arbeiten, darf man keinen Fehler machen.“ Sprachs und lächelte. Nochmal so gerade vorne geblieben in einem unspektakulären, aber spannenden Rennen?

Wende. Das ist ein Wort, das nicht zu Red Bull und Verstappen zu passen scheint. Was für eine Wende? Fünfter Sieg im siebten Rennen, am Tag zuvor die siebte Pole-Position gewonnen, mit Blick auf das Ende der vergangenen Saison die achte in Serie. Das schaffte nur Ayrton Senna vor ihm in der Geschichte der Formel 1, 1988/89 im McLaren. Und doch ging der Fortsetzung der Verstappen-Saga in der Emilia Romagna einer Trendumkehr voraus, gegen die selbst der Sportchef des Rennstalls, Helmut Marko, augenzwinkernd gewettet hatte.

Zu sehr war der dreimalige Weltmeister am Freitag und noch am Samstagmittag „außerhalb des Fensters“ gefahren, wie Marko nach den offensichtlichen Problemen bestätigte: Abseitstouren durch Botanik und Kiesbetten. Verstappen auf Abwegen wie selten, höchst unzufrieden mit dem Fahrverhalten seines Dienstwagens. Woran es lag? An den neuen Teilen rund um den RB20, die eine unerwartete Balance-Verschiebung auslösten? An den Böen?

Über Nacht änderte sich der Wind und blies alles Gute aus der Fahrgemeinschaft heraus, was sie zu bieten hat. Eine blitzschnelle Kurskorrektur kombiniert mit der Anpassungsfähigkeit des Meisterpiloten. Jedenfalls fühlte sich Verstappen wieder wohler im Cockpit, fasste Vertrauen, schoss fehlerlos an den Kiesbetten längs der Piste entlang, während sein Teamkollege Sergio Perez die Wende verpasste: Elfter im Qualifying, Achter im Grand Prix. Erst nicht – wie noch zuletzt – in Form, dann keine Hilfe.

Streckenführung über Berg und Tal

Auf eine Wende hatte die Konkurrenz im Stillen gehofft nach dem Sieg von Norris vor zwei Wochen in Miami. Die Fans der Scuderia auf den voll besetzten Tribünen, auf den Hängen rings um das Autodromo Enzo e Dino Ferrari, wähnten sich in Feierlaune am Samstagmittag und hofften noch am Sonntag, die hauchdünnen Unterschiede beim Startplatzrennen deuteten auf den nächsten Sieg eines Verfolgers hin, am besten Ferrari.

Aber die Zuschauer erlebten eine Prozession im Vollgasmodus, beinahe passend zum Pfingstsonntag auf der knapp fünf Kilometer langen Piste, deren Streckenführung über Berg und Tal, durch 19 Kurven Fahrer frohlocken wie fluchen lässt: Was für ein rauschendes Fahrgefühl, wenn der Rhythmus gefunden ist: „Ich liebe diese Piste“, sagte Verstappen, während mancher Kollege fast verzweifelte wie Piastri. 

Er war so nah dran am Ferrari von Carlos Sainz (Fünfter) nach seiner Versetzung von Startplatz zwei auf fünf wegen Blockierens im Qualifying. Aber so sehr sich der Australier auch mühte, so formatfüllend er im Rückspiegel des Spaniers auftauchte: Der McLaren war nicht schnell genug, auf der relativ kurzen Geraden ausreichend Geschwindigkeitsüberschuss aufzubauen. Oder Ferrari zu stark.

Beide Rennställe bewegen sich als erste Red-Bull-Verfolger auf Augenhöhe, während Mercedes nur die zweite Klasse anführte. Die neuen Teile, die vor allem Ferrari in Imola einsetzte, „haben die Erwartungen erfüllt“, schilderten sowohl Ferraris Teamchef Frederic Vasseur als auch sein Pendant, Andrea Stella, bei McLaren. Keiner von beiden hatten vor dem ersten Auftritt der Formel 1 in diesem Jahr in Europa öffentlich ein Überholmanöver vorbei am Weltmeister auch nur angedeutet.

Aber ihre Zuversicht, im Entwicklungsprozess bestens unterwegs zu sein, sich Red Bull Schritt für Schritt bis auf eine Zehntelsekunde pro Runde (Stella) genähert zu haben, schürte die Geschichte von einer bevorstehenden Wende. Zumal Verstappen nicht davon eilte auf Nimmerwiedersehen. Um viel mehr als sechs Sekunden konnte er sich nicht absetzen.

Verfolger aufgestachelt

„Du verlierst in Kurve zwei und sechs auf Norris, der Abstand ist weniger als vier Sekunden“, rief Renningenieur Gianpiero Lambiase fünfzehn Runden vor dem Ende seinem Fahrer zu zu. Der klagte über „Reifenprobleme“, mit ungewohnt aufgeregter Stimme über die Anwesenheit zu überrundender Piloten vor seiner Nase. Der Champion unter Druck.

Und die Verfolger aufgestachelt: „Fahr in Kurve neun etwas schneller“, forderte die Kommandozentrale von Norris: „Es geht nicht schneller“, antwortete der Engländer. Und doch kam er näher und näher: 56. Runde, nur noch 1,6 Sekunden zurück, noch sieben Touren zu drehen, lang genug, um in Schlagdistanz zu kommen für eine großes Finale, für eine Überholmanöver im letzten Moment, wie am Samstag beim Formel-2-Rennen.

„Batterie ist fast leer“, ruft Verstappen, 1,2 Sekunden liegt er noch vorne. Sinkt der Vorsprung unter einer Sekunde, dann darf der Hintermann den Flap im Heckflügel auf der Geraden flachstellen und noch mehr Tempo aufnehmen. Es gelingt. Norris sitzt dem Führenden im Nacken. Erinnerungen werden wach. Vor fast zwanzig Jahren jagten sich (2005 und 2006) Michael Schumacher und Fernando Alonso jeweils ins Ziel. Atemraubend, damals wie heute.  

Im Unterschied zu den Weltmeistern der Jahrtausendwende hatte Verstappen am Sonntag diesen Doppelerfolg zu verkünden. Er stieg schon als Tagessieger mit Leib und Seele ins Cockpit. Am Morgen hatte er als Pilot eines Sim-Car-Team ein virtuelles 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen.

Glaubt man Norris, dann wird es Verstappen in Zukunft schwer haben, morgens online und nachmittags in der Wirklichkeit voraus zu sein: „Es tut weh zu sagen, dass mir ein oder zwei Runden mehr gereicht hätten“, sagte der Brite, „ich habe am Anfang zu viel verloren auf Max. Wir sind auf Augenhöhe mit Ferrari und Red Bull. Es ist noch  überraschend für mich sagen zu können, dass es frustrierend ist, nicht gewonnen zu haben.“ Anders formuliert: Wir sind dran.  

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