München - Eigentlich wollten die Bayern-Bosse schon Ende April Klarheit über den neuen Trainer haben, spätestens dann zum letzten Spieltag am vergangenen Wochenende. Daraus wurde nichts. Doch mit deutlicher Verzögerung scheinen Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund nun fündig zu werden, nachdem die Ungeduld im Führungszirkel zuletzt gewachsen war: Vincent Kompany, der 38-jährige Belgier, soll als Bayern-Trainer auf Thomas Tuchel folgen.
Beide Seiten sind sich nach AZ-Informationen über den Wechsel einig, es gibt endlich ein "Ja". Nur mit Kompanys Klub, dem FC Burnley, muss noch eine Einigung über die Höhe der Ablösesumme gefunden werden. Der Vertrag des Trainers läuft bis 2028. Es könnte mal wieder teuer für die Münchner werden. Laut "Bild" bewegen sich die Vorstellungen der beiden Klubs zwischen zehn und 20 Millionen Euro. Der Belgier soll in München für drei Jahre unterschreiben.
Lothar Matthäus zweifelt daran, dass Vincent Kompany die volle Rückendeckung der Chefs hat
"Wenn man überzeugt ist von ihm als Trainer, dann soll man ihn endlich unterschreiben lassen und soll ihn nehmen", forderte RTL-Experte Lothar Matthäus angesprochen auf Kompany. Schließlich müsse Bayern "schnellstmöglich seinen Trainer präsentieren, um auch die Planungen voranzutreiben." Stimmt!
Nach der wochenlangen Suche und etlichen Absagen (unter anderem Xabi Alonso und Ralf Rangnick) äußerte Matthäus zugleich Zweifel, dass Kompany die volle Rückendeckung in der Chefetage habe. "Natürlich ist es ein Risiko. Er ist ein Trainer, der nicht unbedingt die ganz großen Vereine trainiert und die ganz großen Erfolge als Trainer gehabt hat. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass von Kompany alle Bosse bei Bayern München überzeugt sind", sagte der 63-Jährige. "Aber das Wichtigste ist, dass vor allem Max Eberl überzeugt ist, zusammen mit Christoph Freund."
Kompany stieg mit Burnley als Vorletzter aus der Premier League ab
Kompany und Bayern – es wäre ein mutiger Deal mit Risiken. Der Belgier ist noch recht frisch im Trainergeschäft, 2019 begann Kompany seine Karriere beim RSC Anderlecht – zunächst als Spielertrainer. Bis 2022 war der frühere Top-Verteidiger für Anderlecht tätig, ehe er nach England zum FC Burnley wechselte. Gleich in seiner ersten Saison gelang Kompany der Aufstieg in die Premier League – in dieser Spielzeit musste Burnley als abgeschlagener 19. dann aber schon wieder eine Liga runter.
An Kompanys gutem Ruf hat der Abstieg offenbar nichts geändert. "Ich mag, was er tut. Eines Tages wird er hier sitzen und Manchester City repräsentieren", sagte Pep Guardiola einst nach einem Spiel gegen Kompanys Burnley über den jungen Coach. Es sei Kompanys "Bestimmung, hier Trainer zu werden. Er ist schon jetzt ein großer Manager." Guardiolas Segen hat Kompany also, unter dem Katalanen spielte Bayerns Wunschtrainer von 2016 bis 2019 als Kapitän bei ManCity.
Vincent Kompany hat sich bei Pep Guardiola einiges abgeschaut
Und er hat einiges von ihm übernommen: den Ballbesitz-Fußball, hohes Pressing und die absolute Hingabe und Professionalität, die er täglich von den Spielern einfordert. Was bei Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, den Guardiola-Fans in Bayerns Aufsichtsrat, sicher gut ankommt...
Ex-Bayern-Stürmer Joshua Zirkzee, der unter Kompany bei Anderlecht spielte, sagte einmal bei "spox.com" über den Trainer: "Er sorgt dafür, dass ich jeden Tag heiß bin. Es ist großartig, einen Trainer zu haben, der seinen Glauben auf einen Spieler übertragen kann."
Was zusätzlich für Kompany spricht: Aus seiner aktiven Zeit als Abwehrchef des Hamburger SV (2006 bis 2008) hat er sehr gute Deutsch-Kenntnisse, sein Englisch ist perfekt, ebenso sein Französisch. Nach AZ-Infos war es immer das Ziel der Bayern-Bosse, einen Trainer zu finden, der Englisch und Deutsch beherrscht. Das ist bei Kompany gegeben.
Bringt Vincent Kompany die schwierige Kabine des FC Bayern hinter sich?
Doch es bleiben freilich auch Fragezeichen. Von der Bayern-Mannschaft, die in diesem Sommer vor einem Umbruch steht, weiß man, dass sie schwer zu führen ist. In den vergangenen drei Jahren sind Tuchel und Julian Nagelsmann an dieser Aufgabe gescheitert. Warum sollte Kompany, der als Trainer weniger Erfahrung als seine Vorgänger hat, nun Erfolg haben? Könnte er die großen Egos im Team überhaupt zügeln?
Der junge Coach bräuchte wohl gleich zu Saisonbeginn einige Siege, um unangenehme Fragen und mögliche Zweifel zu beseitigen. Der Druck wäre hoch – auch auf die sportliche Führung um Eberl, dem seit seinem Amtsantritt am 1. März wahrlich nicht alles gelungen ist. Wichtige Vertragsverlängerungen (Joshua Kimmich, Leroy Sané, Alphonso Davies – alle nur bis 2025 an Bayern gebunden) lassen auf sich warten, zudem heißt es intern, dass die Trainer-Absagen zuletzt keinen guten Eindruck gemacht hätten.
Eberl und dem Vorstandsteam um CEO Jan-Christian Dreesen, dem eingeräumt wird, sich erst aneinander zu gewöhnen, sollte irgendwann mal ein Treffer gelingen, um für Ruhe an der Säbener Straße zu sorgen. Ob Kompany dafür der richtige Mann ist? Die Münchner hoffen jedenfalls auf eine ähnliche Entwicklung wie die von Xabi Alonso bei Meister Bayer Leverkusen. "Das Beste", sagte Eberl kürzlich zur Trainersuche, "kommt zum Schluss".
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